„Zweitzeuge“ werden: Das Vergessen verhindern

Am 8. Mai wird der Tag der Befreiung Deutschlands von den Nationalsozialisten gefeiert. 79 Jahre nach dem Krieg gibt es immer weniger Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die vom zweiten Weltkrieg erzählen können. Der Zweitzeugen e.V. hat dafür eine Lösung.

Stolpersteine in Bochum verlegt.

Zuhören und Weitererzählen gegen Diskriminierung

Fast 80 Jahre ist der zweite Weltkrieg jetzt her. Dementsprechend sinkt auch die Zahl der Zeitzeugen und Zeitzeuginnen. Sechs Millionen noch lebende Bundesbürger waren zu Kriegsbeginn mindestens fünf Jahre alt. Darunter sind nur ca. 14.000 Holocaust-Überlebende. Es gibt zwar Online-Plattformen, wo Menschen von Erlebnissen aus der Kriegszeit erzählen. Gerade an Schulen soll aber ein reales Gesicht, eine Ansprechperson, den Bezug zu diesen Geschichten erleichtern. Jetzt, da diese Gesichter nach und nach verschwinden, tauchen neue auf: Die Zweitzeugen und Zweitzeuginnen. Sie geben das weiter, was sie von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen erfahren haben oder was sie sich aus Quellen erarbeiten konnten.

Dabei sein: Ehrenamt, Partnerschule, Zweitzeuge

Ein besonderer Schwerpunkt des Zweitzeugen e.V. sind Schulen und andere Bildungseinrichtungen. Mit Workshops, Ausstellungen und Veranstaltungen werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen pädagogisch über die Kriegszeit und den Umgang mit Diskriminierung aufgeklärt. Seit 2010 sind es 30.000 von insgesamt 6 Millionen Kindern und Jugendlichen, die erreicht werden sollen.

Zweitzeuge könnt ihr aber auch ganz bequem und kostenlos von der Couch aus werden. Das geht dank der Online-Lernplattform des Vereins. Die umfasst Texte von Zeitzeugen, ein Lerntool rund um Antisemitismus und ein Podcast von Zweitzeugen und Zweitzeuginnen.

Um das alles möglich zu machen, arbeiten über 130 Ehrenamtliche und 12 Hauptamtliche in verschiedensten Bereichen für den Zweitzeugen e.V. Egal ob Buchhaltung, Social Media oder als Bildungsreferenten, der Verein kann jede Hilfe gebrauchen. Welche Stellen genau zurzeit gesucht werden, findet ihr auf der Internetseite des Zweitzeugen e.V.

Kooperation: „Soccer meets learning“ mit dem VfL Bochum

Eine außergewöhnliche Zusammenarbeit kommt zwischen dem Zweitzeugen e.V. und insgesamt neun Fußballvereinen zustande. Die gemeinsame Leidenschaft für den Fußball und Belohnungen wie Stadionführungen sollen die Kinder und Jugendlichen motivieren, sich gegen Diskriminierung einzusetzen. Der VfL Bochum ist mit der Veranstaltung „soccer meets learning dabei. Bei einem ersten Treffen wird ein Zweitzeugen-Workshop angeboten und die Geschichte von Rolf Abrahamsohn erzählt. Der musste im Bochumer Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald Zwangsarbeit verrichten. Danach ging es für ihn in das Hauptlager Buchenwald in Weimar. Die Workshop-Teilnehmer besuchen die Gedenkstätte bei einer Bildungsreise.

 Genaue Informationen findet ihr auf der Website des Zweitzeugen e.V.

Unser Interview mit Bildungsreferentin Alina Jagel könnt ihr euch hier anhören:

© Radio Bochum

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