ADFC-Fahrradklimatest 2024: Bochum liegt im unteren Mittelfeld
Veröffentlicht: Mittwoch, 18.06.2025 14:21
Bochum schneidet beim ADFC-Fahrradklimatest 2024 nur mittelmäßig ab – trotz hoher Beteiligung bleibt die Kritik an der Radinfrastruktur deutlich.

Schwächen beim Radverkehr deutlich sichtbar
Die Befragung fand im Herbst 2024 statt und gab Radfahrenden die Möglichkeit, die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte und Gemeinden zu bewerten. In Bochum beteiligten sich 1.366 Bürgerinnen und Bürger an der Umfrage – fast doppelt so viele wie noch bei der vorherigen Befragung 2022. Nur in drei Städten deutschlandweit war die Beteiligung höher. Trotz des gestiegenen Interesses fällt das Ergebnis für Bochum eher ernüchternd aus. Unter den 25 Großstädten mit einer Einwohnerzahl zwischen 200.000 und 500.000 belegt Bochum lediglich Platz 15. Mit einer Gesamtbewertung von 4,08 (nach Schulnotensystem) liegt die Stadt unter dem Durchschnitt vergleichbarer Kommunen. Die Bewertung zeigt deutliche Defizite in mehreren Bereichen. Kritisiert wurden insbesondere mangelnder Fahrkomfort, zu wenig Kontrolle über das Falschparken auf Radwegen, unzureichend abgestimmte Ampelschaltungen und ein nicht ausreichender Winterdienst. Auch das Sicherheitsgefühl auf dem Rad ist laut den Teilnehmenden eingeschränkt – etwa durch Konflikte mit dem Autoverkehr oder durch Hindernisse und schlechte Wegqualität. Besonders negativ fiel die Führung des Radverkehrs an Baustellen auf – dieser Punkt wurde mit der schlechtesten Note (4,9) bewertet.
Leichte Stärken bei Förderung und Leihangeboten
Etwas besser schneidet Bochum in den Bereichen Fahrradförderung, Fahrraddiebstähle und öffentlich zugängliche Leihfahrräder ab. In diesen Kategorien liegt die Stadt im Vergleich leicht über dem Durchschnitt. Der ADFC Bochum sieht im Ergebnis eine klare Bestätigung für den bestehenden Nachholbedarf bei der Radinfrastruktur. Vorsitzender Marek Nierychlo betont, dass die starke Beteiligung an der Umfrage den Wunsch der Bevölkerung nach besseren Bedingungen für den Radverkehr widerspiegele. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass die politischen Ziele der Stadt – wie etwa eine Steigerung des Radverkehrsanteils auf 15 % – bislang deutlich verfehlt würden. Laut Mobilitätsbefragung stieg dieser Anteil zwischen 2018 und 2023 lediglich um einen Prozentpunkt auf 7,7 %.Nierychlo fordert ein stärkeres Engagement von Politik und Verwaltung. Vor allem müsse sich Bochum, als Universitäts- und Wissensstadt, ambitioniertere Ziele setzen und sich stärker an den erfolgreichen Vorreitern wie Münster, Freiburg oder Karlsruhe orientieren.Der Fahrradklimatest gilt als bedeutender Stimmungsindikator für die Radverkehrspolitik in deutschen Städten und bietet eine wichtige Grundlage für zukünftige Verbesserungen.
Trotzdem gibt es Fortschritte
Auch wenn es an vielen Stellen noch Nachholbedarf gibt, lobt der ADFC die starken Verbesserungen im Vergleich zum letzten Fahrradklima-Index. Als Positivbeispiele werden die Fertigstellung der Fahrradabschnitte auf der Hattinger Straße und der Castroper Straße genannt. Auch die geplante Veloroute wird als positives Signal verstanden.