Bauruine in Altenbochum: Stillstand beim Seniorenheim sorgt weiter für Ärger
Veröffentlicht: Dienstag, 19.08.2025 05:40
Seit fast einem Jahrzehnt steht an der Wittener Straße in Altenbochum ein unfertiges Seniorenheim – nun wächst der politische Druck auf den Bauherrn, doch eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

Neuer Bauunternehmer gesucht
An der Wittener Straße Ecke Goystraße in Altenbochum soll seit 2018 ein Seniorenheim entstehen. Bauherr ist die russische Pflegefirma Asisa GmbH mit Sitz in Berlin. Seit Jahren stockt der Bau – Fortschritte sind kaum zu erkennen. Auf eine Anfrage dieser Redaktion reagierte das Unternehmen nicht.
Laut Stadt Bochum fand Ende Juli 2025 eine Ortsbesichtigung statt. Der bisherige Bauunternehmer habe seine Arbeit eingestellt, derzeit würden neue Firmen gesucht und eine Anschlussfinanzierung gesichert. Beim Innenausbau gebe es zwar „in geringem Maße“ Fortschritte, das reiche jedoch, um die Baugenehmigung gültig zu halten. Das Gebäude ist inzwischen im städtischen Verdachtsimmobilien-Kataster erfasst.
Politischer Konsens: Es muss etwas passieren – aber wie?
Für die Grünen in Bochum ist klar: Ein Baustopp wäre der falsche Weg. Ratsmitglied Fabian Krömling warnt, dass dann die Baugenehmigung erlöschen und eine neue nach heutigen Vorschriften nicht mehr erteilt werden könnte. Stattdessen müsse weitergebaut werden, parallel solle die Stadt die Verkehrssicherheit engmaschig überwachen. Krömling unterstützt den Vorstoß, ein Baugebot nach § 176 BauGB zu prüfen. Die CDU spricht von einer „unendlichen Geschichte“ und einem „Dauerärgernis“. David Schary warnt vor negativen Folgen für das Stadtteilzentrum und fordert, alle Möglichkeiten auszuschöpfen – bis hin dazu, dass die Stadt beim Verkauf an einen Investor vermittelt oder selbst als Käufer auftritt. Die Linke teilt die Kritik, verweist aber wie die Stadt auf die fehlende Eingriffsmöglichkeit, solange das Baurecht eingehalten wird. „Die Verwaltung sieht derzeit keine Handhabe“, so Horst Homeier. Die FDP bezeichnet das Gebäude als „Neubauruine“ und Zumutung. Felix Haltt fordert eine technische Gefahrenanalyse, ordnungsrechtliche Eingriffe und verbindliche Zusagen vom Eigentümer. Er zweifelt, ob überhaupt noch der Wille zur Fertigstellung vorhanden ist. Ein Baugebot könne als letztes Mittel dienen, auch wenn die Hürden hoch seien
SPD setzt auf öffentlichen Druck
Besonders sichtbar machte die SPD ihren Protest: Im Sommer ließ die Ratsfrau für Altenbochum, Simone Gottschlich, ein Banner an der Baustelle anbringen. Darauf stand: „Firma Asisa Berlin – Wir bleiben dabei: Mach fertig oder hau weg“. Gottschlich wirft dem Betreiber vor, die Politik seit Jahren mit „Falschinformationen und Hinhaltestrategien“ zu konfrontieren. Ein Dialog finde praktisch nicht statt, Anfragen blieben unbeantwortet. Das Banner sollte dauerhaft hängen – wurde jedoch beide Male kurz nach der Anbringung entfernt. Beim zweiten Mal stellte sich heraus, dass ein Geschäftsführer der Firma es abgenommen hatte. Die SPD schaltete eine Anwaltskanzlei ein und bekam das Banner zurück. Gottschlich macht deutlich, dass sie nicht zwingend an einer Nutzung als Seniorenheim festhält.
"Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand nach dieser Geschichte seine pflegebedürftigen Angehörigen dort unterbringt." - Simone Gottschlich, SPD-Ratsmitglied für Altenbochum
Am liebsten wäre ihr ein Verkauf an einen Investor, der das Projekt zügig fertigstellt. Parallel fordert sie von der Stadt, „nicht nachzulassen und immer wieder Druck zu machen“. Die SPD plant zudem regelmäßige Protestaktionen vor Ort.
Stillstand mit Symbolwirkung
Obwohl die Ansätze variieren, eint alle Fraktionen das Ziel, den Rohbau endlich fertigzustellen – oder zumindest einer anderen Nutzung zuzuführen. Während Grüne, CDU und FDP ein Baugebot ins Spiel bringen, setzen die Sozialdemokraten auf öffentlichen Druck und die Möglichkeit eines Eigentümerwechsels. Bis sich eine Lösung abzeichnet, bleibt der graue Klotz an der Hauptverkehrsstraße ein Symbol für einen festgefahrenen Konflikt – und für die Geduld, die Altenbochum seit mittlerweile fast einem Jahrzehnt aufbringen muss.