Bochum: Bundesweit beachtete Fachtagung zu Covid als Berufskrankheit

Am Bergmannsheil Bochum fand der Auftakt einer Online-Fachtagung zum Thema Covid-19 als Berufskrankheit statt.

Fachärzte bei Covid-Tagung
© Bergmannsheil Bochum

Experten sprechen in Bochum auch über Long-Covid

Experten aus ganz Deutschland haben sich am Bochumer Bergmannsheil über das Thema COVID-19 als Berufskrankheit ausgetauscht. Die bundesweit beachtete Online-Fachtagung war Auftakt einer ganzen Fortbildungsreihe. 200 Teilnehmer waren bei der Online-Veranstaltung in der vergangenen Woche dabei. Im Moment gebe es tausende Menschen, die noch Wochen nach einer COVID-19 Erkrankung Beschwerden und Einschränkungen haben.  

Tausende von Betroffenen

Corona überstanden und trotzdem nicht gesund: So geht es derzeit vielen tausenden Menschen, die noch Wochen nach einer COVID-19 Erkrankung mehr oder minder schwere Beschwerden und Einschränkungen verspüren. Die vielfältigen Symptome, die sich hiermit verbinden, werden als Long- oder Post-COVID-Syndrom bezeichnet. Über die Anerkennung von COVID-19 als Versicherungsfall, die Fallsteuerung und das Reha-Management referierte Markus Taddicken: Der Geschäftsführer der Bezirksverwaltung Bochum der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) erläuterte die enormen Herausforderungen, die die große Zahl von betroffenen Beschäftigten beispielsweise in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Gesundheitseinrichtungen mit sich brächten. Eigens für die profunde und sachgerechte Begutachtung der Betroffenen habe man daher in Kooperation mit den BG Kliniken spezielle Sprechstunden sowie ambulante und stationäre Diagnostikprogramme etabliert.

Beschwerdebild oft unspezifisch

Prof. Tegenthoff ging auf die komplexen diagnostischen Herausforderungen ein, die sich den Medizinerinnen und Medizinern im klinischen Alltag stellen. Denn die Beschwerden bei mutmaßlich von Post-COVID betroffenen Menschen seien oft sehr unspezifisch und vielfältig. Sie reichten von Müdigkeit und Erschöpfung, eingeschränkter Belastbarkeit, Geruchs- und Geschmacksverlust, Kopfschmerzen und kognitiven Problemen über Atembeschwerden, Luftnot und Störungen des Herz-Kreislauf-Systems bis hin zu psychischen Problemen wie Angst- oder depressiven Störungen. Bei manchen reiche eine ambulante Vorstellung, bei anderen sei ein stationärer Post-COVID-Check unabdingbar:

„Die Betroffenen werden hier in einem intensiven Programm interdisziplinär untersucht: Lunge, Herz, Hirn, Nerven, Psyche – all das bieten wir im Bergmannsheil im Rahmen unseres umfassenden Post-COVID-Checks unter einem Dach.“

Von Lunge über Herz und Nerven bis zur Psyche: viele Organe und Systeme betroffen

Die breite Interdisziplinarität spiegelte sich wider in der Programmgestaltung der Tagung: Neben Prof. Tegenthoff, der speziell auf die neurologischen Symptome von Post-COVID einging, sprachen Expertinnen der Pneumologischen Klinik (Dr. Juliane Kronsbein, Leitende Oberärztin), der Kardiologischen Klinik (Dr. Aydan Ewers, Leitende Oberärztin) und der Neurologischen Klinik am Bergmannsheil (Dr. Jule Frettlöh, Leitende Psychologin) und berichteten aus ihren konkreten klinischen Erfahrungen, die sie in der Begutachtung und Behandlung vieler betroffener Menschen gesammelt haben. Dr. Sven Jung, Chefarzt der Abteilung für BG Rehabilitation, berichtete, wie eine gezielte therapeutische Begleitung von Patientinnen und Patienten eingeleitet und organisiert werden sollte:

„Sinnvoll ist, die Rehabilitation sehr zielgenau am organischen Krankheitsbild auszurichten.“

Oder, wie Markus Taddicken (BGW) hervorhob:

„Long-COVID oder Post-COVID sind Sammelbezeichnungen für eine Vielzahl möglicher Problemstellungen. Für eine erfolgreiche Heilbehandlung und Teilhabe am Arbeitsleben im Rahmen unseres Reha-Verfahrens brauchen wir ein Vorgehen, dass sich möglichst spezifisch auf die individuellen jeweiligen Symptome und deren Auswirkungen auf die Teilhabe fokussiert.“
skyline