Bochum: Razzia bei Vonovia wegen Korruptionsverdacht

Die Staatsanwaltschaft Bochum hat Büros beim Immobilienunternehmen Vonovia in Bochum durchsucht. Einzelne Mitarbeiter stehen unter Verdacht, Geld veruntreut und Bestechungsgeld im Gegenzug für Aufträge angenommen zu haben. Auch das Landeskriminalamt NRW ermittelt.

© Vonovia

Staatsanwaltschaft Bochum durchsucht Büros bei Vonovia

Beim Immobilienkonzern Vonovia aus Bochum stehen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter Korruptionsverdacht. Die Staatsanwaltschaft Bochum hat am Dienstagmorgen (07.03.) Büros bei Vonovia durchsucht. Das Unternehmen hat bestätigt, dass die Beamten Unterlagen durchgesehen haben. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt zusammen mit dem Landeskriminalamt NRW und den Finanzämtern für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung Düsseldorf, Bochum und Münster. Dabei geht es um einzelne, teils ehemalige, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im mittleren Management bei Vonovia, Menschen in deren Umfeld und Verantwortliche bei den beauftragten Subunternehmen. Von den Beschuldigten arbeiten aber nur noch sehr wenige bei Vonovia, heißt es vom Bochumer Unternehmen. Bei dem überwiegenden Teil geht es um ehemalige Mitarbeiter. 

Mitarbeiter bei Vonovia in Bochum sollen korrupt sein

Die beschuldigten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen Geld veruntreut und sich von Subunternehmen mit Geld und Sachleistungen bestechen lassen haben. An die haben die Beschuldigten dann bevorzugt Aufträge vergeben. Außerdem sollen sie Unterlagen so gefälscht haben, dass diese Subunternehmen Arbeiten abgerechnet haben, die sie gar nicht gemacht hatten, oder mehr Geld abrechnen konnten. Das erschlichene Geld sollen die Beschuldigten dann wieder unter sich aufgeteilt haben. Wie viel Geld die Beschuldigten dabei gemacht haben, ist im Moment noch nicht klar. Konkret ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr, der Untreue, des Betruges und anderer Straftaten.

Vonovia aus Bochum stellt beschuldigte Mitarbeiter frei

Vonovia will den Korruptionsverdacht jetzt auch unabhängig untersuchen lassen. Dazu hat das Unternehmen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte beauftragt. Vonovia hat die beschuldigten Mitarbeiter freigestellt. Man werde Anzeige gegen die Beschuldigten erstatten, heißt es vom Bochumer Unternehmen.

„Wir sind erschüttert. Offenbar haben sich einzelne Mitarbeiter bei unseren Tochterunternehmen zum Schaden von Vonovia bestechen lassen – das ist nicht akzeptabel.“ - Rolf Buch, CEO Vonovia SE

Vonovia gewähre der Staatsanwaltschaft Zugang zu allen notwendigen Unterlagen, heißt es vom Bochumer Immobilienunternehmen.

"Vonovia kooperiert als Geschädigte vollumfänglich mit den Behörden und gewährt ihnen Zugang zu den notwendigen Unterlagen. Wir sind sehr an einer schnellen und umfassenden Klärung der Vorwürfe interessiert." - Stellungnahme Vonovia

Nach ersten Informationen sei lediglich ein finanzieller Schaden entstanden, betonte das Unternehmen. Menschen seien nicht geschädigt worden, auch an Gebäuden seien keine Schäden entstanden.

Neben Vonovia Bochum auch süddeutsches Unternehmen im Fokus

Nachdem einer der Beschuldigten von der Vonovia zu einem süddeutschen Wohnungsunternehmen gewechselt ist, soll es auch dort Bevorzugung von Subunternehmen und höhere Abrechnungen gegeben haben. In dem Zusammenhang mit den Korruptionsvorwürfen haben Beamte und Beamtinnen am Dienstagmorgen (07.03.) 40 Räume, sowohl private als auch geschäftliche, in NRW, Baden-Württemberg, Hamburg und Sachsen durchsucht und vier Leute festgenommen. Ob auch in Bochum Personen verhaftet wurden, wollte die Staatsanwaltschaft Bochum nicht sagen.

Deutscher Mieterbund fordert lückenlose Aufklärung

Der Deutsche Mieterbund NRW fordert, dass die Vorfälle bei Vonovia aufgeklärt werden und sämtliche Betriebskostenabrechnungen korrigiert werden. Die Mieterinnen und Mieter dürften den Schaden nicht haben. Die würden oft direkt oder indirekte die Kosten für Handwerkerleistungen bezahlen müssen. In der Vergangenheit hatte es häufig schon Streit wegen nicht nachvollziehbaren hohen Kosten zwischen Mietern und Vonovia gegeben, sagt der Deutsche Mieterbund NRW. Zu Unrecht auf die Mieter umgelegte Kosten müsste Vonovia schnellstmöglich erstatten, fordert auch der bundesweite Mieterbund.

„Für Versuche, sich mit Hinweisen auf das konzerneigene Compliance-System herauszureden und sich selbst als Opfer zu stilisieren, fehlt mir absolut das Verständnis. Stellen sich die Vorwürfe als wahr heraus, sind die Geschädigten in erster Linie die Mieterinnen und Mieter, auf deren Rücken sich die Mitarbeitenden bereichert haben. Diesen Skandal sollte die Konzernspitze in den Fokus rücken und mit allen Mitteln vergangenes Unrecht aufklären, Schäden erstatten und illegale Machenschaften in Zukunft verhindern.“ - Lukas Siebenkotten, Präsident Deutscher Mieterbund

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