Bochum zahlt: Bar oder mit Karte?

Immer wieder kommt das Gerücht auf, Bargeld würde bestimmt bald abgeschafft. Wir wollten wissen: Wie wichtig ist Euch Bargeld? Warum schließen Banken ihre Filialen? 

Symbolbild Bargeld in Tasche

Joachim Dreßen ist Bargeld wichtig - er kann Filialschließungen seiner Bank in Bochum nicht nachvollziehen

Wir sprechen über Geld. Radio-Bochum-Hörer Joachim Dreßen hat sich bei uns mit einem Problem gemeldet. Er kommt in Langendreer als Postbank-Kunde nur noch schwer an Bargeld. Ihm ist es wichtig, Münzen und Scheine im Portemonnaie zu haben. Andere zahlen grundsätzlich lieber mit Karte oder Smartphone. Joachim Dreßen ist sauer, als er uns sein Problem schildert. In Langendreer hat seine Postbank-Filiale geschlossen, der Automat war zwei Wochen lang kaputt und damit wars das mit gebührenfrei Bargeld abheben in der Nähe. Wenn das passiert, kann man im Normalfall bis zu 200 Euro beim Einkauf mit Karte im Supermarkt abheben oder sogar unbegrenzt an einer Shell-Tankstelle. Das war für Joachim Dreßen keine Option. Die vier Kilometer bis zur nächsten Filiale waren für ihn noch machbar, für ältere Personen und weniger mobile Menschen schwierig.

Joachim Dreßen kann generell nicht nachvollziehen, warum die Filialen der Postbank ausgedünnt werden. Dazu sagt ein Sprecher der Postbank auf Anfrage von Radio Bochum:

„Wir beobachten schon länger, dass Kundinnen und Kunden ihre Bankgeschäfte zunehmend online durchführen und der Anteil bargeldloser Zahlungen steigt – was sich durch die Corona-Pandemie nochmals verstärkt hat. Diese Veränderungen führen dazu, dass auch die Nachfrage nach Bargeld kontinuierlich sinkt.“ 

Nach der Anfrage von Radio Bochum hat sich die Postbank darum gekümmert, dass der Geldautomat wieder läuft. Also keine neue Filiale in der Nähe, aber Joachim Dreßen kommt wieder leichter an Bargeld.

Die Bank von Herrn Dreßen ist ein privates Geldinstitut und die Schließung von Filialen damit eine freie Unternehmensentscheidung. Anders verhält es sich bei den Sparkassen. Sie sind gesetzlich verpflichtet uns mit Bargeld zu versorgen. Hier in Bochum haben wir 45 Filialen und ein eigenes Geldautomatennetz. 

Joachim Dreßen aus Langendreer vor dem Ladenlokal, in dem der Geldautomat steht© Radio Bochum
Joachim Dreßen aus Langendreer vor dem Ladenlokal, in dem der Geldautomat steht
© Radio Bochum

Wie man auch ohne Automat an Bargeld kommt

Wenn weit und breit keine Bank oder kein Automat zu sehen ist und Ihr Bargeld braucht, dann nicht verzweifeln: Es besteht in vielen Supermärkten und Drogerien die Möglichkeit beim Einkauf Geld abzuheben. In einigen Städten im Ruhrgebiet gibt es sogar ein Bargeld-Taxi, das Geld und Überweisungsträger zu Menschen bringt, die nicht selbst in Filialen oder zum Automaten gehen können. Das ist hier in Bochum aber derzeit von keiner Bank geplant, mit der wir gesprochen haben. 

Nur Bares ist Wahres – oder?

Es stimmt, dass wir weniger mit Bargeld zahlen. Das belegen verschiedene Studien. Die Bundesbank befragt alle drei Jahre und hat Zahlen von 2021. Zu der Zeit wurden noch über die Hälfte aller Käufe bar bezahlt. 2023 waren es im Einzelhandel nur noch 37,5 Prozent, sagt das Handelsforschungsinstitut EHI in Köln. Der Trend ist also rückläufig. Das heißt aber nicht, dass wir bald keine Scheine und Münzen mehr nutzen können. Zu dem Schluss kommt auch die Bundesbank, die sich auf 143 Seiten mit der Rolle des Bargelds in der Zukunft beschäftigt. 

Ältere nutzen Bargeld – Jüngere auch

Es ist erwiesen, dass vor allem Menschen über 55 eher mit Bargeld zahlen oder welches im Portemonnaie haben als junge Erwachsene. Gleichzeitig hält sich ein Trend vor allem bei Jüngeren hartnäckig. Bei Instagram und TikTok sind jeweils rund einhunderttausend Beiträge zum #cashstuffing, übersetzt: „Bargeldstopfen“ zu finden.

Das Prinzip beim Cash-Stuffing ist einfach: Am Anfang des Monats hole ich mein Geld vom Konto, nur Fixkosten lasse ich drauf. Auf verschiedene Hüllen oder Umschläge schreibe ich jetzt Kategorien, wie zum Beispiel Einkauf und lege da so viel Bargeld rein, dass es für die Ausgaben in dem Bereich hinkommen könnte. Auf einen Zettel oder in eine App schreibe ich dann, was ich tatsächlich wofür ausgegeben habe. Das restliche Bargeld kommt in einen weiteren Umschlag zum Beispiel für Kosten, die übers Jahr aufkommen können, oder Urlaub. Die Schufa findet das System prima und auch der Finanzexperte David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW macht den Daumen hoch:

„Ich finde es gut, wenn Leute überhaupt lernen zu Budgetieren. Ob sie dafür Briefumschläge nutzen und sozusagen ihr Geld aufteilen, oder ob sie Finanzapps oder eine Excelltabelle nutzen, das ist eigentlich egal. Hauptsache man macht sich Gedanken darüber, um sein Ausgabenverhalten ein bisschen zu kontrollieren.“

Genau darum geht’s. 2023 waren mehr junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren überschuldet, als im Jahr davor. Das sagt der Schuldneratlas 2023 von Creditreform. Das kann daran liegen, dass immer häufiger Ratenkauf angeboten und genutzt wird, vor allem im Netz.

Vor- und Nachteile Bargeld vs. Karte

Ein Vorteil der Kartennutzung liegt auf der Hand. Es ist einfach praktisch. Und wenn die Karte mal wegkommt, dann kann man sie bei der Bank über die Nummer 116 116 sperren lassen. Die Sperrung für die kontaktlose Zahlungen bis 50 Euro (Lastschriftverfahren) heißt Kuno-Sperrung und das macht die Polizei. Wenn Ihr Euer Smartphone verliert oder es geklaut wird: Gleiches Prinzip. Karten, die hinterlegt sind sperren lassen. Apple und Google bieten ebenfalls Möglichkeiten an, Zahlungen über das Gerät zu sperren. 

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