Ende des Fahrgastbegleitservice der Bogestra in Bochum

Seit 2019 begleitete der kostenlose Service der Bogestra in Bochum auf Wunsch Menschen mit Schwierigkeiten beim Ein- und Ausstieg in Bussen und Bahnen. Geschultes Personal brachte Kunden und Kundinnen zu alltäglichen Terminen im gesamten Bogestra-Gebiet. Besonders ist bei diesem Programm, dass es sich um eine staatliche Fördermaßnahme handelte und alle Angestellten ehemalige Langzeitarbeitslose sind. Nach 5 Jahren endete der Fahrgastbegleitservice am 16.Juni 2024.

© Frank Oppitz / FUNKE Foto Services

ÖPNV für alle Bochumerinnen und Bochumer

Der Fahrgastbegleitservice unterstützte Menschen mit Einschränkungen in Bochum bei der Nutzung des ÖPNVs. Hauptgrund für die Begleitung waren Arzt-, Reha- und Physiobesuche. Aber auch bei amtlichen Besuchen und alltäglichen Besorgungen begleitete das geschulte Personal die Kunden und Kundinnen. Insgesamt sollte dadurch ermöglicht werden, dass auch ältere und kranke Menschen den ÖPNV nutzen können. Insgesamt stieg die Nachfrage nach dem kostenlosen Fahrgastbegleitservice über die letzten Jahre kontinuierlich an. Bis zu 80 Begleitungen pro Monat konnte das Angebot zuletzt verzeichnen.

Mehr als eine Hilfe für Fahrgäste in Bochum

Der Service wurde vor allem von Senioren über 65 benutzt. Die älteste Kundin war über 90 Jahre. Auch Brigitte Grinda nutzte den Fahrgastbegleitservice regelmäßig. Mit einer Schlafkrankheit, die sich in plötzlichen Schlafattacken im Alltag äußert, und zwei kaputten Knien ist die 63-jährige nicht nur auf einen Rollator angewiesen, sondern auch auf eine Begleitung im öffentlichen Nahverkehr. Das Ende des Fahrgastbegleitservice ist für die Seniorin ein schwerer Schlag, wie sie erklärt. 


"Zur Fußplege, zum Arztbesuch oder auf dem Weg zum Bäcker, wenn ich mal eben was geholt hab, dann wurde ich auch begleitet. Und sie blieben dann immer so lange, bis sie mich wieder nach Hause gebracht haben. Und wenn ich jetzt wieder fahre, dann fährt die Angst mit. Und ich muss darauf hoffen, dass mir andere Leute helfen." (Brigitte Grinda, Seniorin)


Seit 2021 nutzte die gehbehinderte Seniorin das Angebot. Neben der tatkräftigen Unterstützung wird sie dabei auch den soziale Austausch und die Vertrautheit mit den Fahrgastbegleitern vermissen.

Staatliche Fördermaßnahme

Beim Fahrgastbegleitservice handelte es sich um eine staatliche Fördermaßnahme für Langzeitarbeitslose. Alle Fahrgastbegleiter waren davor mindestens sechs Jahre arbeitslos. Durch einen strukturierten Alltag und einer Perspektive soll der Wiedereinstieg in den Berufsalltag gelingen. Daneben erwarben das Begleitpersonal umfassende Schul- und Qualifizierungsmaßnahmen für den Umgang mit eingeschränkten Senioren und anderen Menschen mit Behinderungen. Die Lohnkosten der sechs Fahrgastbegleiter wurden zum großen Teil vom Bund gezahlt. Abgesehen von dem Ende des Fahrgastbegleitservice gibt es jedoch weiterhin den Fahrdienst der Stadt Bochum. Dieser steht Menschen mit Behinderung unter einer bestimmten Einkommens- und Vermögensgrenze zu. Falls diese überschritten wird, kann der Fahrdienst auch kostenpflichtig gebucht werden. Mehr Informationen finden sie hier. Ob ein ähnliches Angebot wie der Fahrgastbegleitservice folgen wird, steht laut Bogestra noch aus. In Nachbarstädten wie Essen, Mülheim und Duisburg existiert ein kostenfreier Begleitservice für alle Einwohner. 

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