In Bochum fehlen Medikamente

Auch in Bochum gibt es bei einigen Medikamenten Lieferengpässe. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe spricht von einer dramatischen Situation.

Apotheken in Bochum kämpfen mit Lieferengpässen

Das lange Osterwochenende hat auch bei uns in Bochum Patienten, Ärzte und Notapotheken wieder vor große Probleme gestellt. Viele Medikamente sind auch in Bochum gerade schwer zu bekommen. Darunter Antibiotika und Schmerz- und Fiebersäfte für Kinder, die Liste ist lang. Die Apothekerkammer Westfalen Lippe spricht mittlerweile von einer dramatischen Situation. In ganz Deutschland würden circa 1000 verschiedene Medikamente fehlen. Seit Monaten gebe es massive Probleme Antibiotika-Säfte zum Beispiel gegen Scharlach zu bekommen, so die Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Eltern müssten oft lange telefonieren, um noch Apotheken mit Restbeständen zu finden. Oft geben Apotheken im Moment Reserve-Antibiotika aus. Die sollten aber eigentlich nicht gegen normale und gut behandelbare Krankheiten wie Scharlach ausgegeben werden. Aber die "einfachen" seien einfach nicht lieferbar, sagt Inka Krude, die Apothekensprecherin in Bochum.

"Es ist eine Herausforderung, was wir den Ärzten, wenn sie anfragen, sagen sollen, was lieferbar ist, da sich dies minütlich ändern kann." - Inka Krude, Apothekensprecherin Bochum

Rücksprache mit Arztpraxen in Bochum aufwendig

Häufig könne man eine Lösung für die Patienten finden, sagt Krude. Das erfordere aber immer eine Rücksprache mit den Arztpraxen und auch die seien überlastet und schwer zu erreichen. Manche Ärzte würden auch direkt ein Rezept mit drei Auswahlmöglichkeiten schreiben, damit es nicht so viele Rückfragen gebe, sagt die Apothekensprecherin. Pandemie und Ukraine-Krieg aber die Lieferproblematik noch verschärft. Viele Medikamente werden in Indien und China und nicht Europa produziert. Zusammen mit dem erhöhten Bedarf an z.B. Antibiotika nach der Pandemie kämen die Firmen mit der Produktion nicht hinterher, erklärt Krude.

"Wadenwickel oder Handauflegen sind bei Patienten, die mit Antibiotika behandelt werden müssen, keine Alternative. Es geht dabei nicht um einfache Erkältungen, sondern um Krankheiten, die behandelt werden müssen." - Apothekerkammer Westfalen-Lippe

Die Apotheken müssten extra Mitarbeiter einstellen, die nur dafür da sind, im Ausland die fehlenden Medikamente aufzutreiben und zu besorgen, sagt die Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Das müsse man dann aber auch angemessen bezahlen. Aktuell gebe das nur 50 Cent oben drauf, sie wünsche sich aber einen zweistelligen Eurobetrag zusätzlich. Das wäre auch machbar, sagt die Apothekerkammer, denn diesen Zuschlag würde es ja nur geben, wenn das Medikament nicht lieferbar wäre.

Apotheker aus Bochum: Neues Gesetz keine langfristige Lösung

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch (5.4.) einen Gesetzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Lauterbach verabschiedet, der Herstellern ermöglicht, die Medikamente für mehr Geld zu verkaufen, und deswegen die Festbeträge und Rabattverträge abschafft. Das helfe den Eltern auch nicht, die am Osterwochenende durchs Ruhrgebiet fahren müssen, um ein Scharlach-Antibiotikum zu bekommen, kommentiert die Apothekerkammer Westfalen-Lippe das. Das sei sicherlich der richtige Ansatz für die Zukunft, sagt auch Bochums Apothekensprecherin Inka Krude. Kurz- bis mittelfristig helfe das aber gar nicht.

"Früher habe ich nie jemanden weggeschickt, heute müssen Patienten manchmal sehr lange Wege auf sich nehmen, um ein Medikament zu erhalten." - Inka Krude, Apothekensprecherin Bochum

Die Medikamente gibt es hier gerade nicht, weil andere Länder einfach mehr dafür bezahlen. Die könne man denen ja auch nicht einfach wegnehmen, heißt es von der Apothekerkammer. Lauterbach selber habe diese Rabattverträge außerdem selber mit eingeführt, damals unter Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (2001-2009), da habe er die Lieferengpässe jetzt auch mit zu verantworten, sagt die Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

Apotheken in Bochum fordern mehr Geld für Medikamente

Basierend auf den Erfahrungen aus der Vergangenheit werde das neue Gesetz das Problem wohl nicht lösen. Bisher habe sich die Lieferproblematik immer verschlechtert statt verbessert. Grundsätzlich müssen die Krankenkassen einfach mehr Geld für Medikamente ausgeben, sagt Krude. Was wirklich auch kurzfristig helfen würde, sei den Apothekern freie Hand zu geben, um die Menschen zu versorgen und die Bürokratie in Arztpraxen und Apotheken zu reduzieren, sagt die Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Und es brauche in Zukunft einfach mehr Geld im System. Das Geld sei da, so die Apothekerkammer, schließlich seien die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenkassen alleine schon höher als das, was für die Apotheken ausgegeben werde.

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