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Villa Kunterbunt in Bochum soll geräumt werden
© Gero Helm / FUNKE Foto Services
Haus seit über 40 Jahren besetzt: Was sagen die Hausbesetzer der Villa Kunterbunt?
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Villa Kunterbunt in Bochum soll geräumt werden

Die Bewohner der Villa Kunterbunt in Bochum-Werne sollen das Haus verlassen. Das Gebäude ist nach Angaben der Stadt nach einem Gutachten nicht mehr bewohnbar.

Veröffentlicht: Montag, 03.11.2025 16:52

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Bewohner der Villa Kunterbunt in Bochum in Sorge

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Ein Teil der Villa ist seit 1981 besetzt und gilt damit als die längste Hausbesetzung Deutschlands. Das Gebäude ist nach Angaben der Stadt nach einem Gutachten nicht mehr bewohnbar. Ein Schreiben an die Bewohner vom 24. Oktober, das der Redaktion vorliegt, führt Baumängel, Brandgefahr, fehlende Rettungswege und gesundheitsgefährdene Schimmelbildung auf. Sollten die Bewohner das Haus nicht freiwillig verlassen, kann die Räumung mit Zwangsmitteln durchgesetzt werden. Die Stadt bedauert die Kurzfristigkeit und will den Bewohnern bei der Suche nach Alternativen helfen. Molly, ein Bewohner der Villa, erklärte uns im Gespräch, dass viele mit dem Haus ihre gesamte Existenz verlören: "Wir werden halt im Winter aufgrund von Lebensgefahr obdachlos gesetzt. Da stellt sich die Frage, ob das nicht vielleicht einfach eine größere Lebensgefahr ist, wenn ich jetzt im Winter draußen schlafen muss und erfriere, als wenn ich hier in einem Haus sitze, wo, ja, Baubedarf ist und gesehen wird, wo aber auch Leute dran sind."

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Anwalt rechnet nicht mit sofortiger Räumung

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Am vergangenen Donnerstag hat der Anwalt der Bewohnerinnen und Bewohner, Erich Eisel, Klage gegen den Räumungsbescheid der Stadt beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen eingereicht. Das Gericht hat die Stadt daraufhin gebeten, die Räumung vorerst auszusetzen, bis das Verfahren abgeschlossen ist. Die Stadt hat gegenüber Radio Bochum mitgeteilt, dass sie der Bitte nachkommen und die Räumung während des laufenden Verfahrens aufschieben wird. Die Bewohnerinnen und Bewohner und ihr Anwalt zweifeln die Glaubwürdigkeit des Gutachtens an. Sie haben ihrerseits einen Bauingenieur und einen Dachdecker beauftragt, die keine akute Lebensgefahr feststellen konnten. Der Anwalt der Bewohnerinnen und Bewohner kritisiert, dass die Stadt ebenfalls nur auf ein privates Gutachten zurückgreife. Nun liegt es am Verwaltungsgericht, die Situation zu bewerten und eine Entscheidung zu treffen.

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Soldarität in Bochum für die Bewohner

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Laut Aussage der Bewohnerinnen und Bewohner erhalten sie seit letzter Woche umfangreiche Unterstützung in Form von Spenden und Solidaritätsbekundungen. Die Linke Bezirksvertretung Bochum-Ost, die Ratsfraktion, der Kreisverband und die MdB Cansin Köktürk erklärten sich, genauso wie die Antifaschistische Linke Bochum, ebenfalls solidarisch. Darüber hinaus erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner laut eigener Aussage Unterstützungsangebote von Menschen mit Fachwissen, wie zum Beispiel einem Architekten. Die SPD-Fraktion im Rat hat gegenüber Radio Bochum erklärt, sich nicht in die Debatte einmischen zu wollen, weil es sich um einen Verwaltungsakt handeln würde. Die Bochumer FDP hat die geplante Räumung in einem Statement als „längst überfällig“ bezeichnet. CDU und UWG: Freie Bürger im Rat haben auf die Sorgfaltspflicht der Stadt verwiesen. Gerade wenn es um Brandschutz und Statik gehe, müsse die Verwaltung die Bewohnerinnen und Bewohner schützen. Die Grünen im Rat zeigen sich in einem Statement besorgt: Das Gebäude sei in keinem bewohnbaren Zustand. Die Bewohnerinnen bräuchten jetzt schnell angemessenen Wohnraum, heißt es von der Fraktion. Eine mögliche Lösung könnte laut Grünen ein Ankauf und eine Sanierung des Gebäudes durch einen Trägerverein sein.

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Demonstration in der Innenstadt

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Am Montagabend (3.11.) haben Unterstützerinnen und Unterstützer der Villa Kunterbunt um 18 Uhr in der Innenstadt demonstriert. Laut Polizei Bochum haben zwischen 170 und 250 Menschen an der Demo teilgenommen. Die Demonstration verlief friedlich und ohne Zwischenfälle.

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