Bochum: Freundschaft und Arbeit
Veröffentlicht: Mittwoch, 19.03.2025 05:00
Mit den Kollegen befreundet zu sein, macht die Arbeit deutlich angenehmer, kann aber auch zu vielen neuen Problemen führen. Der Bochumer Psychotherapeut Gregor Müller erklärt, wo die Schwierigkeiten liegen können.

Kollegen kennen uns besser als unsere Freunde
Wenn wir beispielsweise in einem Großraumbüro arbeiten und immer wieder dieselben Kollegen sehen, werden wir mit diesen vermutlich mehr Zeit verbringen als mit Freunden außerhalb der Arbeit. Das führt auch dazu, dass die Kollegen meist mehr über unser Leben mitbekommen, als es unsere Freunde könnten. Trotz der sehr nahen Bekanntschaft sollten wir diese Kollegen aber nicht automatisch als Freunde sehen. Laut Psychotherapeut Gregor Müller muss eine wirkliche Freundschaft aber gefördert werden. Egal, wie gut wir uns bei der Arbeit verstehen und wie nahe wir uns stehen. Wenn keine der beiden Parteien Interesse hat, sich außerhalb der Arbeit zu verabreden, könne nicht von wirklicher Freundschaft gesprochen werden.
Freundschaft und Arbeit trennen
Um die Freundschaft zwischen Kollegen zu wahren, ist es besonders wichtig, freundschaftliche und arbeitsrelevante Gespräche voneinander zu trennen:
"Ich würde immer deutlich machen: Lasst uns mal als Kollegen gucken - wo ist hier der kollegiale Konflikt? Und sobald freundschaftliche Bezüge, emotionale Erlebensweisen, Kränkungen, Verletzungen oder Zurückweisungen angesprochen werden, verlässt man wieder den kollegialen Kreis" -Gregor Müller
Wir sollten also klarstellen, ob wir gerade als Kollegen oder als Freunde reden und unsere Erwartungen entsprechend anpassen.
Nicht alle Menschen brauchen Freundschaften unter Kollegen
Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Während manche regelmäßigen Kontakt benötigen und sich ausgeschlossen fühlen, wenn die anderen Kollegen etwas miteinander unternehmen, freuen sich andere auf den Feierabend auf der Couch, weit weg von der Arbeit und den Kollegen. Letztendlich können wir uns auch gut mit unseren Kollegen verstehen, ohne eine Freundschaft mit ihnen führen zu müssen, und jeder von uns muss selbst entscheiden, ob und wie viel Kontakt zu den Kollegen angemessen ist