Digitale Gewalt: So schützen Sie sich vor Stalking-Apps

Frau liegt auf dem Sofa und schaut auf ein Smartphone
© Elisa Schu/dpa/dpa-tmn

Smartphone-Spionage

Berlin (dpa/tmn) - Stalkerware werden Apps genannt, die den heimlichen Zugriff auf ein anderes Smartphone aus der Ferne ermöglichen: Nachrichten lesen, Telefonate mithören, Standort, Fotos und Videos sehen - damit alles kein Problem.

Es gibt sogar Anwendungen, über die Stalker das Mikro oder die Kamera auf dem Smartphone ihres Opfers aktivieren können. Alles, was auf dem überwachten Telefon geschieht, lässt sich dann per App auf dem eigenen Smartphone oder über ein Web-Portal des Spionage-App-Anbieters verfolgen.

Bei heimlichem Einsatz von Stalkerware drohen Strafen

Die heimliche Installation von Stalkerware ist aber ganz klar illegal, berichtet das IT-Fachmagazin «c't» (Ausgabe 15/25). Das Strafrecht stellt das unbefugte Abhören und Ausspähen von Daten unter Strafe. Wer solche Wanzen-Apps heimlich nutzt, dem drohen Geldbußen oder eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren.

Selbst wenn jemand etwa den Entsperrcode des Smartphones des Partners kennt, liege eine unbefugte Nutzung vor, sobald die Spyware heimlich und ohne Einverständnis installiert wird. Experten sprechen der «c't» zufolge dann von digitaler Gewalt, die selten allein auftritt, sondern meist mit körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt einhergeht.

Android-Virenscanner «Play Protect» als Stalking-Indikator

Wer den Verdacht hegt, dass er oder sie überwacht wird, sollte bei einem Android-Telefon zuerst in den Einstellungen des Google Play Stores schauen, ob der Virenscanner «Play Protect» deaktiviert ist.

Ein deaktivierter Zustand des Scanners kann ein Indiz dafür sein, dass jemand ihn vor Installation der Stalkerware abgeschaltet hat.

iPhones und iPads werden meist über die iCloud ausgespäht

Bei mobilen Apple-Geräten erfolgt die Überwachung den Angaben zufolge häufig über das iCloud-Backup. Wer ein iPhone oder iPad besitzt, muss deshalb prüfen, ob und wer per Apple-ID und Passwort Zugriff auf die eigenen iCloud-Backups hat, die etwa Anrufprotokolle, Bilder und den Standort enthalten. Deshalb sollten Apple-ID und Passwort stets ein Geheimnis bleiben. 

Und auch das Passwort fürs Google-Konto geht niemanden anderen etwas an, weil Neugierige auch dort viele Informationen abgreifen können.

Bei akuter Bedrohung sofort zur Polizei oder in die Beratung

Achtung: Bei akuter Bedrohung raten die Experten dringend davon ab, selbst nach Spionage-Apps zu suchen. Betroffene sollten in einer solchen Situation auch keine Apps deinstallieren.

Sie sollten stattdessen das überwachte Smartphone als Beweismittel ausgeschaltet oder in einer abschirmenden Tasche (Faraday-Bag) zur Polizei oder zu einer Beratungsstelle bringen.

Fünf Tipps zum Schutz vor Stalkerware im Überblick

1. Das Telefon immer - auch daheim - mit einer starken Bildschirmsperre sichern.
2. Passwörter teilen ist kein Liebesbeweis - und schon gar nicht das für die Bildschirmsperre. Geheime Passwörter des Partners oder der Partnerin zu akzeptieren, ist ein Zeichen von Respekt.
3. Vorsicht bei Smartphones, die man überreicht oder geschenkt bekommt. Vielleicht ist schon eine Spionage-App installiert worden. Es gibt sogar Anbieter, die komplett mit Stalkerware vorkonfigurierte Geräte zum Kauf anbieten.
4. Im Verdachtsfall bei Android-Geräten prüfen, ob «Play Protect» aktiv ist: Dazu im Play-Store über das Account-Icon oben rechts das Menü öffnen und «Play Protect» auswählen. Ist er deaktiviert, den Virenscanner aktivieren und einen Scan starten.
5. Vorsicht Hintertür: Sowohl übers Google-Konto als auch über Apples iCloud lassen sich zahlreiche Informationen abgreifen. Deshalb auch hier die Zugangsdaten schützen und niemals weitergeben.

Profi-Apps durchleuchten Smartphones

Es gibt auch Apps, die beim Aufspüren von Stalkerware helfen können, etwa Spytrap (Android) oder Mobile Verification Toolkit von Amnesty International (Android und iOS). Das sind aber Tools für Profis oder sehr versierte Nutzerinnen und Nutzer.

Ob selbst entdeckt oder mit technischer Hilfe: Werden sie nicht als Beweismittel benötigt, können enttarnte Stalking-Apps der «c't» zufolge gelöscht werden. Sicherheitshalber setzt man das Smartphone anschließend auf die Werkseinstellungen zurück - natürlich nicht, ohne vorher gegebenenfalls wichtige Daten, Fotos oder Videos gesichert zu haben.

© dpa-infocom, dpa:250711-930-786912/1

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