PISA-Studie: Reaktionen aus Bochum

In Bochum zeigen sich die Ergebnisse der PISA-Studie nicht ganz so drastisch. Schuld an den Verschlechterungen in Bochum ist für viele vor allem eins.

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Pandemie stellt Schulen in Bochum immer noch vor Herausforderungen

Mathe und Lesen fällt Schülerinnen und Schülern immer schwerer. Das hat die neue PISA-Studie gezeigt. Auch in Bochum lesen 15-Jährige immer schlechter. Das merkt der Bochumer Verein Mentor. Er hilft Kindern und Jugendlichen in Bochum beim Lesen lernen. Der Bedarf an Lesementoren sie schon immer groß gewesen, sagt Heidrun Abel von Mentor. Gerade nach der Pandemie sei die Nachfrage aber noch einmal gestiegen. Auch immens viele weiterführenden Schulen fragten bei dem Verein an. Gerade während der Pandemie hätten die Kinder zu Hause nicht genug Hilfe beim Lesen bekommen, sagt Abel. Die Pandemie gilt in der PISA-Studie nur als ein Grund für das schlechte Abschneiden der Schülerinnen und Schüler in Deutschland. Gerade damit haben aber auch die Bochumer Schulen noch zu kämpfen. Das merkt zum Beispiel Schulleiter Oliver Bauer vom Neuen Gymnasium Bochum. So drastische Verschlechterungen der Schüler wie die Studie sie zeige, merke man am Neuen Gymnasium bisher zwar nicht, sagt Bauer. Man habe aber gemerkt, dass viele Schülerinnen und Schüler Lernlücken durch die Pandemie hatten und man sich sehr bemühen musste, die zu schließen.

Schüler in Bochum belasten verschiedene Faktoren

Das habe man vor allem geschafft, indem man die Schüler individuell gefördert und passende digitale Formate mit einbezogen habe. Bei den meisten Schülerinnen und Schülern habe das geholfen. Aber auch an anderer Stelle merke man immer noch, wie sich die Pandemie auswirke, zum Beispiel bei psychischen Problemen, Fehlstunden und Sozialphobien. Das präge das Leben vieler Schülerinnen und Schüler in Bochum, sagt auch die Bezirksschüler*innenvertretung Bochum, kurz BSV. Außerdem machten soziale Ungleichheit, Leistungsdruck und geringe Anerkennung den Schülern zu schaffen.

"Die Herausforderungen in der Schule und die Anforderungen an die Lehrkräfte sind in den letzten Jahren stark gestiegen." - Oliver Bauer, Schulleiter Neues Gymnasium Bochum

Vertretung der Schüler in Bochum sieht tiefsitzende Probleme

Die PISA-Studie zeige einmal mehr, dass das deutsche Bildungssystem versage, heißt es von der Bezirksschüler*innenvertretung Bochum. Es sei ein Warnsignal, dass die Politik jetzt handeln müsse, sonst laufe man in eine Bildungskatastrophe, sagt Eray Savas von der BSV Bochum, der auch in der Landesvertretung der Schüler sitzt. Die Probleme seien so tief im Bildungssystem verwurzelt, dass weder Bezirksregierung noch die Bochumer Schulen daran viel ändern könnten, sagt die BSV Bochum. Da müsse die Politik handeln.

„Unser Bildungssystem ist für die Schüler*innen von vor 100 Jahren gestaltet worden, die Menschen haben sich jedoch seit 100 Jahren verändert, das Bildungssystem nur wenig.“ - Neele Uhlenbruch, Vorstand Bezirksschüler*innenvertretung Bochum

Die BSV Bochum möchte Bildungskonferenzen auch in Bochum. Hier seien dann auch die Stadt und die Bochumer Schulen gefragt, in solchen Konferenzen die Probleme an den Schulen zu diskutieren und die Schülerinnen und Schüler mit einzubeziehen. Viele Schüler würden kaum andere Zustände kennen, denn das Niveau in den Bochumer Schulen sei seit Jahren gleichbleibend schlecht. Damit sich das bessere fordert die BSV Bochum mehr Geld in Form eines 100 Milliarden Euro Sondervermögens und Ende der Schuldenbremse, um mehr in Bildung investieren zu können.

BSV Bochum befürchtet Zweiklassengesellschaft

An der Pisa-Studie nehmen nur einige Schülerinnen und Schüler in Deutschland teil. Sie stehen dann repräsentativ für einen Querschnitt aller 15-jährigen Schüler in Deutschland. Das Neue Gymnasium hat nicht an der PISA-Studie teilgenommen. Bei der Studie zeigten sich auch große Unterschiede zwischen den Schulformen, bemängelt die BSV Bochum. Gymnasiasten schneiden besser ab. Dadurch steuerte Deutschland auf eine Zweiklassengesellschaft und eine Stigmatisierung von Nicht-Gymnasiast und -Gymnasiastinnen zu. In Bochum sollen deshalb schon jetzt die Gesamtschulen gestärkt werden. Kinder, die aus Krisengebieten nach Bochum gekommen sind, bekommen hier Sprachförderung. Das klappe auch gut, sagt Oliver Bauer, der Schulleiter vom Neuen Gymnasium Bochum. Es reiche aber oft nicht, um die Kinder dann nach zwei Jahren ins Gymnasium zu integrieren.

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