Schauspielhaus Bochum: "Erinnerung ist Arbeit an der Gegenwart"
Veröffentlicht: Donnerstag, 24.04.2025 15:20
08. Mai 1945: Nazi-Deutschland kapituliert, der Zweite Weltkrieg geht zu Ende. 80 Jahre später laden das Schauspielhaus und das Bochumer Bündnis "Wir für Demokratie" zu einer ganz speziellen Form des Erinnerns ein: dem Bedenken. Wir von Radio Bochum begleiten die Veranstaltungsreihe als Medienpartner. Alle Veranstaltungen sind kostenlos.

Aus dem Gestern lernen
"Keine ritualisierte Vorstellung [...]" will Kurator und Schauspieler Stefan Hunstein vom 08. bis 10. Mai auf die Bühne bringen. Deswegen soll sich das bunte Programm aus Lesungen, Konzerten und Diskussionen nicht nur an die Verbrechen der NS-Zeit erinnern, sondern sich auch mit der heutigen politischen Situation und mit dem Entstehen faschistischer Gesellschaften auseinandersetzen. Eine Erinnerungskultur- und Politik müsse sich auch mit dem Jetzt auseinandersetzen - in dem rechte Kräfte wieder erstarken, so Stefan Hunstein.
"[...] es tut sich doch die Frage auf: 'Was hat eigentlich Erinnerungspolitik versäumt in den letzten Jahren, dass wir uns jetzt in [so] einer Situation befinden?' [...] Jetzt müssen wir die Chance nutzen und müssen Menschen erreichen, sich damit nochmal auseinanderzusetzen." - Stefan Hunstein, Schauspieler und Kurator im Gespräch mit Radio Bochum
Neben den Programmpunkten im - und rund um das Schauspielhaus soll es auch noch Bustouren zu Erinnerungsorten in Bochum geben. Zum Beispiel zur Gedenkstätte am Freigrafendamm und dem Bootshaus am Kemnader See.
"[...] damit diese Orte spürbar werden in ihrer Realität. Diese Orte hat's gegeben und da haben schreckliche Dinge stattgefunden. [...] hier in dieser Stadt!"
Das heutige Boothaus Oveney am Kemnader See war zur NS-Zeit beispielsweise ein sogenanntes "wildes KZ", im heutigen Polizeipräsidium saß damals die Gestapo - und auch im dortigen Keller wurde gefoltert. An jedem der Erinnerungsorte treffen die Teilnehmer*innen auch auf Menschen, die sich wissenschaftlich mit der NS-Zeit und den Erinnerungsorten beschäftigt haben und die etwas dazu erzählen können.
Besondere Uraufführung
Ein besonderes Highlight ist auch der Auftakt der dreitägigen Veranstaltung am Donnerstag (08.05.). Dort werden Ensemble-Mitglieder des Schauspielhauses in einer Uraufführung aus einem Text der Literaturnobelpreis-Trägerin Elfriede Jelinek lesen, den sie extra für diesen Anlass geschrieben hat. Der Text trägt den Titel "EIN ÜBERTRITT (alles auf Ende)".

Bekenntnis zum Bochumer Versprechen
Auch das Bochumer Bündnis "Wir für Demokratie" hat sich der Gestaltung der "Bedenkveranstaltung" angeschlossen. Der Zusammenschluss aus 23 Bündnispartnern - darunter Gewerkschaften, Parteien und Sozialverbände - hat in diesem Jahr das sogenannte Bochumer Versprechen unterzeichnet, in dem es sich im Namen der Stadtgesellschaft selbst den Werten der Demokratie verschreibt. Veranstaltungen wie diese im Schauspielhaus sollen dieses Selbstverständnis stützen.
"Wir wollen auch mit unserer Idee nach außen gehen, wir möchten, dass sich viele Menschen in Bochum damit identifizieren können, was wir tun." - Christopher Becker, "Wir für Demokratie"

Eintritt kostenlos - Radio Bochum ist für euch dabei
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, ihr braucht aber sogenannte "Zählkarten", die ihr auf der Website des Schauspielhauses und an der Theaterkasse bekommt. Wir von Radio Bochum begleiten die Veranstaltung außerdem für euch als Medienpartner.