4-Tage-Woche im Handwerk

In einem Bochumer Handwerksbetrieb läuft seit Anfang Januar das Modell der 4-Tage-Woche. Dabei arbeiten die Beschäftigten des Unternehmens von Montag bis Donnerstag täglich neun statt der üblichen acht Stunden.

Eine Frau arbeitet an einer industriellen Fertigungsanlage (Symbolbild).
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Handwerksbetrieb als Vorreiter

In einigen Ländern ist sie längst gängige Praxis, bei uns in Bochum hingegen kaum etabliert. Die 4-Tage-Woche ist ein Konzept bei dem die Mitarbeiter:innen nur vier Werktage arbeiten. Seit Anfang des Jahres hat auch die A.S. Elektrotechnik GmbH aus Altenbochum das Modell eingeführt und gehört damit zu einer Seltenheit in ihrer Branche. Bei der Umsetzung hat der Betrieb einen bestimmten Grundgedanken verfolgt

"Es ist immer die Rede vom Fachkräftemangel - würde ich so gar nicht unterschreiben. Die Fachkräfte sind da, nur eben woanders. Man muss eben schauen, dass man das Unternehmen attraktiv genug gestaltet, sodass die Fachkräfte zu einem selbst kommen." - Geschäftsführer Marco Stoltz

Insgesamt hat es von der Idee bis zur Einführung ungefähr ein halbes Jahr gedauert. Im Vorhinein wurde viel geplant und über die Vor- und Nachteile diskutiert. Trotz einiger Zweifel an dem Vorhaben, hat das Bochumer Unternehmen sich aber letzten Endes dafür entschieden.

Viele verschiedene Modelle

Bei der 4-Tage-Woche handelt es sich nicht um ein einheitliches Konzept. Die Umsetzung in Unternehmen und Betrieben kann dabei durchaus stark variieren. Der zusätzliche freie Tag muss nicht immer der Freitag sein, sondern kann beispielsweise auch einen Montag oder Mittwoch betreffen. Nur sehr selten wird die Arbeitszeit dadurch minimiert, viel häufiger ist ein Arbeitstag von zehn oder neun Stunden. Ziel sollte dabei stets sein, dass die Gehälter der Beschäftigten nicht sinken.


Bei der A.S. Elektrotechnik GmbH wird das Modell so umgesetzt, dass das Wochenende bereits Donnerstag Abend beginnt. Die tägliche Arbeitszeit ist deshalb auf neun Stunden angestiegen, allerdings so aufgeteilt, dass eine halbe Stunde früher angefangen und ebenfalls eine halbe Stunde später aufgehört wird. Der Stundenlohn wurde dementsprechend angepasst.

Erstes positives Fazit

Zwar befindet sich das Arbeitsmodell bei dem Altenbochumer Unternehmen noch in der sechsmonatigen Testphase, aber die Rückmeldung der Mitarbeiter:innen sei bisher sehr positiv

"Das Feedback jetzt schon, nach so kurzer Zeit, war, dass man in der einen Stunde am Tag länger, also vier Stunden in Summe pro Woche, einfach deutlich mehr schafft als am kompletten Freitag. Dazu kommen natürlich auch Aspekte der Wirtschaftlichkeit. Die Autos sind im Grunde ja 20 Prozent weniger in Benutzung, bei aber potenziell gleicher Leistung, die erbracht werden kann. Das kommt sowohl unseren Betriebskosten zugute, als auch der Umwelt." - Geschäftsführer Marco Stoltz

Deshalb geht Marco Stoltz auch davon aus das Modell nach der Testphase fortzuführen.

Meinungen sind gespalten

Der Arbeitgeberverband Ruhr-Lippe und der Deutsche Gewerkschaftsbund Bochum sehen die 4-Tage-Woche durchaus kritisch. Zwar biete das Modell einigen Beschäftigten ganz neue Chancen und Möglichkeiten, es muss aber immer individuell auf die Beschäftigten und die Unternehmensstruktur abgestimmt sein. Vor allem die steigende tägliche Arbeitsbelastung sei dabei ein entscheidender Faktor.

© Radio Bochum
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