Abitur in Bochum soll vergleichbarer werden

In Bochum steht für viele Schüler nach den Osterferien das Abitur an. Ab 2027 soll sich dabei einiges ändern. Der Verband Bildung und Erziehung Bochum, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bochum und die Bezirksschüler*innenvertretung Bochum finden das grundsätzlich gut, sehen aber auch einige Punkte kritisch.

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Bezirksschüler*innenvertretung Bochum findet Änderungen ungerecht

Für viele Schüler in Bochum ist am Freitag (31.3.) der letzte Schultag in ihrem Leben. Denn nach den Osterferien machen sie ihr Abitur. Rund 1500 Schülerinnen und Schüler gehen gerade in die Abschlussklassen in Bochum. Ab 2027 soll sich das Abitur in Deutschland aber grundlegend ändern, damit sollen die Noten der Abiturienten vergleichbarer werden und zwar unabhängig davon, aus welchem Bundesland sie kommen. Das haben die Kultusminister beschlossen. Schul- und Bildungsministerin von NRW Dorothee Feller, glaubt, dass die neue Vereinbarung viele Möglichkeiten für NRW bietet. Sie wolle die gymnasiale Oberstufe auf ein möglichst breites und tragfähiges Fundament stellen. Alle angehenden Abiturienten in Deutschland sollen gleich beispielsweise viele Leistungskurse und Kurse insgesamt wählen. Aktuell liegen die Zahlen da noch weit auseinander. Die Bezirksschüler*innenvertretung Bochum findet es sinnvoll, ein Abitur einzuführen, dass in allen Bundesländern gilt. Die aktuelle Idee der Kultusministerkonferenz sei aber nicht gerecht. Jeder Schüler sei anders und lerne deswegen auch anders. Das müsse man mit berücksichtigen und das täten die Minister nicht.

Individuelle Talente der Schüler in Bochum nicht im Fokus

Ähnlich sieht das die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bochum, kurz GEW. Grundsätzlich freut auch sie sich, wenn das Abitur gleicher wird. Ein gleiches Abitur als Ziel zu setzen sei wichtig und notwendig. Die neuen Veränderungen führen nach Ansicht der GEW Bochum aber nicht dahin. Die Schulen hätten viel weniger Möglichkeiten, das selber zu gestalten. Außerdem würde so gar keinen Wert mehr auf unterschiedliche Begabungen der Schüler gelegt werden, vor allem weil einige Fächer viel höher priorisiert werden als andere. Die neuen Regeln würden die Beurteilung trotzdem nicht gerechter machen, findet die GEW Bochum. Die Minister müssten vielmehr das Format der Prüfung mal überarbeiten. Die würden aktuell nicht die persönlichen, soziale und strategische Kompetenzen der Schüler mit einbeziehen. Individuelle Wege, um Abi zu machen, wären viel wichtiger. Das würde die Politik aber dafür opfern, dass man die Abinoten besser vergleichen können.

Mehr Gesellschaftswissenschaften an Schulen in Bochum

Es gäbe aber auch gute Ansätze, sagt die BSV Bochum. Die Kultusminister wollen zum Beispiel, dass die Schülerinnen und Schüler mehr Unterricht in Sozialwissenschaften, Geografie und Geschichte kriegen. Den gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht wollen sie von vier auf sechs Halbjahre erhöhen. Die BSV Bochum glaubt, dass die Schüler in Bochum so auch wieder mehr über aktuelle Themen und Demokratie sprechen und diskutieren. Sie wollen auch, dass diese Schulstunden dann auch kritisch an aktuelle Themen rangehen und nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive. Die BSV Bochum findet es auch gut, dass es in allen Bundesländern gleich viele Leistungskurse geben soll und die auch gleich gewertet werden. Ob man aber die Anzahl aller Kurse pauschal festlegen sollte, bezweifelt die BSV. Das könnte einschränken, was die Bochumer Schüler wählen können. Die BSV möchte, dass das jede Schule selber entscheiden kann. Auch die GEW Bochum wünscht sich eine flexible Oberstufe. Beide Verbände haben deswegen die Potsdamer Erklärung unterzeichnet.

"Wir erwarten von der KMK, neben der Vergleichbarkeit und Rechtssicherheit auch den digitalen Wandel, die veränderten Anforderungen der Arbeitswelt und die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft in der Neufassung der Regelungen zu berücksichtigen. Wir plädieren für eine Oberstufe, in der fachlich und interdisziplinär, individuell und im Team, projektorientiert und inhaltlich vertieft, digital und analog, handlungsorientiert und theoriebezogen auf hohem Niveau gelernt und gearbeitet werden kann." - Potsdamer Erklärung

VBE Bochum findet aktuelle Abiturvorgaben schon gut

Der Verband Bildung und Erziehung Bochum, kurz VBE, findet es gut, dass das Abitur vergleichbarer werden soll. In NRW sollen die Verbände mit entscheiden dürfen, wie das Abitur in NRW in Zukunft aussehen soll. Die Landesschulministerin hat sie dazu eingeladen, dazu gehört auch der VBE.

„Die neue KMK-Vereinbarung bietet Nordrhein-Westfalen vielfältige Handlungsmöglichkeiten. Wir können Bewährtes bewahren oder auch eine deutliche Weiterentwicklung auf den Weg bringen. Zwischen diesen beiden Polen bewegen wir uns und das möchte ich jetzt mit allen Beteiligten in einem intensiven Austausch erörtern, um die gymnasiale Oberstufe auf ein möglichst breites und tragfähiges Fundament zu stellen." - Dorothee Feller, Schulministerin NRW

Der VBE Bochum betont aber auch, dass NRW im Moment schon gut bei den Vorgaben fürs Abi da stehe.

GEW Bochum befürchtet viel Aufwand

Abiturienten haben dann deutschlandweit bessere und gleiche Chancen, sagt die GEW Bochum. Dass Bildung Ländersache sei, sei aber generell kritisch zu sehen, sagt die GEW. Jedes Mal, wenn sich etwas am Abitur ändert, bedeute das auch mehr Aufwand für die Schulen. Die Lehrpläne seien anders und es brauche vielleicht mehr Lehrer. Man sehe da einen immensen Aufwand auf die Schulen zukommen. Gerade gebe es sowieso schon genug Veränderungen an den Schulen. Dabei holen die Schulen auch gerade noch den Rückstand von Corona auf und kämpfen ohnehin schon mit zu wenig Lehrern. 2027 sollen die Änderungen schon umgesetzt werden. Dann werden die ersten Klausuren nach neuen Lehrplänen gestellt. Das sei sportlich, sagt die GEW Bochum und hänge auch daran, wie schnell die einzelnen Bundesländer das umsetzen.

Kein Einfluss auf Ruhr-Universität Bochum

An der Ruhr-Universität in Bochum wird das neue Abitur nur etwas an den Plänen für die Lehramtsstudierenden ändern. Zwar merkt die Ruhr-Universität, dass die Studierenden mit unterschiedlichem Vorwissen zur Uni kommen. Das lasse sich aber nicht daran festmachen, wo sie ihr Abitur gemacht haben. Dementsprechend erwartet die RUB auch nicht, dass sie eine Angleichung des Abiturs auswirkt. Die Daten der RUB zeigen aber: Die Abiturnote ist wichtig für ein erfolgreiches Studium. Und das werde wohl auch weiterhin so bleiben, auch wenn das Abitur gleicher werden soll. Der RUB sei es wichtig, dass alle Studis gut ins Studium starten können.

Immer mehr Einser-Abis in Bochum

In Bochum gibt es immer mehr Einser-Abiture. Das zeigen die Zahlen von Schulministerium NRW. Im vergangenen Jahr haben 430 Abiturienten und Abiturientinnen in Bochum einen Einser Durchschnitt gehabt. Das sind durchschnittlich rund zwei Drittel mehr als vor zehn Jahren. Vor der Pandemie, also 2019, hatten 369 Abiturienten in Bochum eine eins vor dem Komma. Innerhalb der Corona-Jahre ist das demnach um 16,5 Prozent gestiegen.

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