Kitas in Bochum leiden unter Personalmangel

Die Kitas in Bochum müssen immer häufiger Öffnungszeiten kürzen oder Gruppen zusammenlegen. Der Personalplan ist eng geplant, zusätzliche Krankheitswellen machen einen Regelbetrieb für die Kitas immer schwieriger. Die Träger fordern mehr Geld.

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Krankheitswellen verschärfen die Situation in Bochum

In den Kitas in Bochum müssen immer wieder Betreuungsstunden ausfallen. Das liegt vor allem an zu wenig Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wenn dann noch jemand krank wird, wird es oft eng. Das sagen die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bochum sowie die Träger der Kitas in Bochum. Eine aktuelle Studie des Deutschen Kitaleitungskongresses zeigt, dass der Personalmangel ein großes Problem ist. Seit Ende Januar gebe es außerdem immer wieder starke Krankheitswellen, sagt die evangelische Kirche Bochum. Das hat vielen Bochumer Kitas zu schaffen gemacht. In den 37 Kitas des katholischen KiTa-Zweckverbandes in Bochum hat das die angespannte Personalsituation noch einmal verschärft. In den vergangenen Wochen und Monaten hätten einige Kitas ihre Öffnungszeiten kurzfristig anpassen müssen, davon war Anfang des Monats fast jede vierte Kita des Zweckverbandes in Bochum betroffen. In den 44 evangelischen Kitas in Bochum ist das in diesem Jahr schon 28 Mal passiert. Die Ausfälle könne man nicht immer auffangen, obwohl die personelle Situation gut sei. Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten außerdem so schon an ihrer Belastungsgrenze.

Gruppen müssen in Bochum teilweise zusammengelegt werden

Das Problem gibt es auch in den Kitas der AWO Ruhr-Mitte und bei der Stadt Bochum. Bei der AWO Ruhr-Mitte mussten Anfang des Monats drei Kitas anders auf machen als sonst. In den städtischen Kitas mussten wegen Krankheit und Langzeitausfällen Gruppen zusammengelegt werden. Eltern mussten ihre Kinder eher abholen oder zu Hause unterbringen damit das Betreuungsangebot in kleinerem Maße weiterlaufen konnte. Bisher habe aber noch keine Kita komplett zu machen müssen, sagt die Stadt. Auch bei der AWO werden Gruppen zuerst zusammengelegt bevor die Randzeiten wegfallen. Weil sich gerade viele Leute anstecken und krank werden, mussten auch bei der Caritas Ruhr-Mitte tageweise die Kitas eher zu machen oder Gruppen zusammengelegt werden. Man gehe aber davon aus, dass die großen Krankheitswellen jetzt erst einmal durch sind.

GEW Bochum: Situation nicht zufriedenstellend

Das Problem sei in Bochum nicht größer oder kleiner als in anderen Städten, sagt die Stadt Bochum. Alle Träger seien von zu wenig Personal und Krankheitswellen betroffen. Jeder versuche immer eine Lösung zu finden, um die Betreuung der Kinder so wenig wie möglich einschränken zu müssen. Die Nachfrage der Familien werde immer größer, sagt der katholische Kita Zweckverband. Laut Statistischem Landesamt gibt es zwar immer mehr Betreuer und Betreuerinnen in den Bochumer Kitas. Zwischen 2018 und 2022 waren das 15,3 Prozent mehr, sagt die GEW Bochum. Das sei eigentlich mehr als die Zahl der zu betreuenden Kinder. Trotzdem fehlen weiter Kitaplätze im vierstelligen Bereich. Wenn dann jemand krank werde, müsse die Kita schneller Betreuungsstunden kürzen. Obwohl sich die Situation insgesamt verbessert habe, sei die Lage noch nicht zufriedenstellend, sagt die GEW Bochum.

Bei den evangelischen Kitas in Bochum fehlen im Moment 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das seien sowohl Voll- als auch Teilzeitstellen als auch Fachkräfte für Inklusion und Schwangerschaftsvertretungen. Auch in den städtischen Kitas sind einige Stellen aktuell noch unbesetzt. In den letzten Monaten habe die Stadt aber einen Großteil neu besetzen können. Die Stadt plant außerdem den Springerpool auszuweiten. Sie will zum neuen Kitajahr außerdem alle Berufspraktikanten und -Praktikantinnen als Fachkräfte übernehmen. Die Caritas Ruhr-Mitte spürt, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Branche generell fehlen. Gerade die langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichern aber die Betreuung. Die Caritas hat vor allem Probleme neue Leute für die Inklusion zu finden, um Kinder eins zu eins fördern zu können. In drei der sieben Kitas suche man aktuell Verstärkung.

Eltern in Bochum reagieren meist mit Unmut

Wenn die Kita eher schließt oder nur eine Notbetreuung stemmen kann, müssen die Eltern gucken, ob sie ihre Kinder auch privat unterbringen können. Die Reaktion darauf sind unterschiedlich. Viele Eltern sähen aber die zusätzliche Belastung der Kita-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Trotzdem beschweren sich Eltern aller Kita-Träger über ausgefallen oder reduzierte Betreuungsstunden, sagt die Stadt. Denn sie seien oft selbst auf die Betreuung angewiesen um Beruf und Familie vereinbaren zu können. Für einige sei es deswegen schwer nachzuvollziehen, wenn Gruppen zusammengelegt werden, es nur Notbetreuung gibt oder sie ihre Kinder privat betreuen sollen, weil zu wenig Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Kita sind, sagt die Stadt. Die Eltern hätten kein Verständnis dafür, sondern seien verärgert, sagen die GEW Bochum und die evangelischen Kitas. Das richte sich aber hauptsächlich gegen die Politik und nicht die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Kitas.

Kita-Träger in Bochum wünschen sich mehr Geld

Wenn man die Qualitätsstandards behalten wolle, müsse auch die Politik was tun, sagt der Zweckverband der katholischen Kitas. Er fordert, mehr gesellschaftliche Anerkennung, mehr Geld für die Ausbildung zum Erzieher und eine angepasste Personalordnung. Außerdem brauche es mehr Kitaplätze. Die Bundesregierung wolle für 2023 und 2024 viel Geld für die Kitas bereitstellen, sagt die GEW Bochum. Die reichen nach Berechnung des Bundesverbandes der Gewerkschaft aber nicht einmal, um die aktuelle Qualität zu sichern. Die GEW fordert, mehr Geld zu investieren und den Beruf wieder attraktiv zu machen.

„Pädagogische Fachkräfte leisten Tag für Tag qualitative Bildungsarbeit, indem sie sich für das Wohl und die Bildung der heranwachsenden Generation einsetzen.“ - Asja Hegmanns, Gebietsleiterin Zweckverband katholische Kitas

Der Druck für die Erzieher und Erzieherinnen sei stark und die Gruppen teilweise zu groß, kritisiert die GEW Bochum. So könne man auch den Kindern nicht pädagogisch gerecht werden. Man würde sich wünschen, dass es wieder mehr Zeit für die eigentliche Betreuung der Kinder gebe, findet auch die evangelische Kirche und bemängelt die schwierige Planung und die steigende Bürokratie für die Kitas. Das Sofortprogramm Kita vom Land NRW helfe noch nicht weiter, sagt die AWO Ruhr-Mitte. Die neuen sogenannten Ergänzungskräfte müssen erst einen Kurs über neuen Monate machen. Die Alltagshelfer und -Helferinnen bekommen nur eine Bewilligung für einen kurzen Zeitraum. Damit könne man nicht langfristig planen.

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