Pflege in Bochum wünscht sich mehr Wertschätzung

Zum Internationalen Tag der Pflege gibt es in Bochum eine Aktion von der Stadt. Der Tag an sich sei nicht besonders wichtig, sagt die Caritas Ruhr-Mitte. Sie wünscht sich das ganze Jahr über Wertschätzung. So sieht das auch die Hochschule für Gesundheit in Bochum.

© Kzenon - Fotolia

Internationaler Tag der Pflege in Bochum

Die Pflege soll in Bochum besonders in den Fokus rücken. Deswegen will das Bochumer Pflegebündnis "Bochum bewegt Pflege" zeigen, warum arbeiten im Pflegebereich toll ist. In Bochum arbeiten rund 13.000 Menschen in Pflegeberufen. Zum Tag der Pflege am Freitag (12.5.) wollen sie deren Arbeit auch mit verschiedenen Aktionen würdigen. Die Caritas Ruhr-Mitte wünscht sich vor allem, dass die Pflege in Bochum und die Menschen, die den Job machen, dauerhaft wertgeschätzt werden und nicht nur am Tag der Pflege. Das unterstreicht auch Markus Wübbeler, Professor für Klinische Pflegeforschung an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Das müsse aber nicht jeden Tag erklärt werden, sondern reiche auch unterschwellig, sagt die Caritas. Ständig zu sagen, die Pflege müsse attraktiver werden helfe auch nicht. Im Gegenteil würden dann viele Menschen denken, es wäre grundsätzlich problematisch im Pflegebereich zu arbeiten. Das sei aber nicht so, sagt die Caritas.

"Es gibt kaum einen Beruf, in dem man so unmittelbar Genugtuung durch ein dankbares Lächeln des Gegenübers oder Kollegen erfahren kann." - Alexander Mauer, Caritasdirektor Ruhr-Mitte

Das sieht auch Wübbeler so. Der Beruf beinhalte eine der sinnvollsten Aufgaben, die es in der Gesellschaft gebe. Er finde den Tag der Pflege sehr wichtig. Der Tag eigne sich um auf die Pflege aufmerksam zu machen. Und dabei gehe es nicht nur um die Menschen, die das beruflich machen, sondern auch die, die in der Familie Jemanden pflegen. Hier "Danke" zu sagen sei am Tag der Pflege besonders wichtig.

Bochum steht besser da als andere Städte

In Bochum sei es im Bereich der Pflege besser als man glaube, sagt Markus Wübbeler, Professor für Klinische Pflegeforschung an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Bochum profitiere von dem städtischen Umfeld. Deswegen sei der Pflegeberuf in Bochum auch generell etwas attraktiver aufgestellt als andere Jobs im Ruhrgebiet. Trotzdem gebe es auch hier die gleichen Probleme: Fachkräftemangel, Personalfluktuation, Unterfinanzierung und die Fehlanreize im Gesundheitssystem. Gerade neue Stellen seien schwer nach zu besetzen, sagt Wübbeler. Für die ambulante und stationäre Pflege sei das ein noch größeres Problem. Denn die Krankenhäuser könnten den Menschen bessere Möglichkeiten bieten, wie mehr Geld, Perspektive um Karriere zu machen und Familie und Beruf vereinbaren. Komplexe Aufgaben kommen dann oft in der stationären und ambulanten Pflege zu kurz. Dadurch entstehen dann Probleme, die noch mehr Pflege brauchen.

Es gibt in Bochum zu wenig Pflegekräfte, sagt die Caritas Ruhr-Mitte. Wenn dann noch jemand krank wird, sei es schwierig Leute zu bekommen. Die Stammkräfte würden dann noch mehr belastet, sagt die Caritas. In den vergangenen Jahren seien immer mehr Leute auch in die Zeitarbeit gewechselt. Das ändere sich aber gerade wieder, weil es nicht mehr so viel Bedarf dafür gibt. Die arbeiten dafür wieder fest in den Einrichtung. Das verbessere aktuell die Situation in den Wohnbereichen langsam. Auch beim Gehalt habe sich einiges verbessert.

Hochschule für Gesundheit Bochum: Pflege muss mehr mitreden dürfen

Die Situation ist dennoch angespannt und daran habe sich zuletzt auch nicht viel geändert, sagt Wübbeler. In Zukunft werde es immer weniger Auszubildende im Pflegebereich geben. Außerdem erwarten junge Menschen andere Dinge von ihrem Job. Gleichzeitig brauchen aber mehr Menschen Pflege. In der Kombination steuere man auf eine katastrophale Situation zu.

"Wenn nichts passiert, wird sich unsere Gesellschaft an den Gedanken gewöhnen müssen, dass kein Pflegedienst mehr kommt, dass Familienangehörige zu Hause ohne Unterstützung gepflegt werden müssen und dass im Krankenhaus die Angehörigen für Pflegeleistungen eingebunden werden." - Markus Wübbeler, Professor für Klinische Pflegeforschung an der Hochschule für Gesundheit in Bochum

Pflege brauche aber auch Qualifikation, wenn das nur Laien übernehmen, gehe das zulasten der Gesundheit, sagt Wübbeler. Er wünscht sich vor allem Reformen für das Pflegesystem. Die Strukturen in der Pflege müsse man immer wieder weiterentwickeln. Dafür müssen vor allem auch die Menschen, die in der Pflege arbeiten, mitreden können. Das fehle bis jetzt in Deutschland. Pflegethemen könne man nicht nebenbei mal mitmachen, das sei naiv und unzutreffend. Qualifikation müsse sich auch beim Gehalt und in der Verantwortung widerspiegeln, betont Wübbeler. Pflege brauche mehr Karrierewege.

Menschen in Bochum wohnen länger zu Hause

Die Caritas Ruhr-Mitte merkt, dass sich die persönliche Situation der Bewohner immer weiter verändert. Immer mehr Menschen ziehen erst spät beispielsweise in ein Seniorenheim ein. Dadurch sind die Menschen auch teilweise schon stark eingeschränkt und das ändere die Arbeit der Pflegekräfte, sagt die Caritas. Außerdem brauchen mehr Bochumerinnen und Bochumer deswegen eine ambulante Pflege, die zu ihnen nach Hause kommt. Das bedeute auch, dass sich die ambulanten Pflegekräfte besonders gut organisieren müssen, damit sie bei den Patienten genug Zeit haben. Sie müssen verlässlich sein, man könne aber nicht erwarten, dass sie immer pünktlich sind.

Stadt Bochum veranstaltet Aktionstag

Auf dem Boulevard vor dem Platz am Kuhhirten in Bochum soll es zum Tag der Pflege ab 13 Uhr unter anderem um den Fachkräftemangel gehen. Sozialdezernentin Britta Anger betont, die Pflegekräfte in Bochum gäben jeden Tag ihr Bestes, obwohl die Bedingungen für den Job nicht immer einfach sind. Die Bochumerinnen und Bochumer können am Freitag Danke sagen an die vielen Pflegekräfte hier in Bochum und das auf eine Postkarte schreiben. Die Menschen können aber auch selber ausprobieren, wie es sich anfühlt in der Pflege zu arbeiten. Dazu gibt es Simulationspuppen oder eine Spiegelbox um Demenz zu simulieren.

Weitere Meldungen

skyline