Barfuß durch Bochum

Sommerzeit – Barfußzeit? Kommt auf die Füße an? Aber eigentlich ist Barfußlaufen immer gut für uns – das ganze Jahr über. Darüber haben wir mit ein paar Expert:innen gesprochen: Magdalena Foltmann von Podologie Foltmann im Ehrenfeld, dem Wattenscheider Orthopäden Dr. Matthias Manke und dem Barfuß-Coach Alexander Tok.

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So wichtig sind unsere Füße

Wir haben mit Magdalena Foltmann von Podologie Foltmann im Ehrenfeld, dem Wattenscheider Orthopäden Dr. Matthias Manke und dem Barfuß-Coach Alexander Tok über Barfußlaufen gesprochen. Alle drei sind sich einig: Wir vernachlässigen unsere Füße zu sehr. Dabei sind sie so wichtig. Alexander Tok sagt, dass wir statistisch gesehen vier Mal um die Welt gegangen sind, wenn wir 80 Jahre alt werden. Und sie sind das Fundament für unseren ganzen Körper, ergänzt Dr. Matthias Manke. Auch Nacken- oder Kopfschmerzen könnten ursprünglich von einer Fußfehlstellung kommen. Und wenn wir warten, bis die Füße weh tun, dann ist es meistens zu spät, sagt Dr. Manke. Fußschmerzen kommen nämlich erst ganz zum Schluss. Dann bleibt manchmal nur noch die Operation.

Auch Fußpflegerin Magdalena Foltmann macht die Erfahrung, dass die Menschen oft erst kommen, wenn es zu spät ist. Da sind eingewachsene Nägel ein großes Thema.

Vorbeugung - das raten die Bochumer Expert:innen

Zunächst die Füße ein bisschen pflegen. Dann traut man sich auch eher, sie mal barfuß zu zeigen. Magdalena Foltmann empfiehlt eine tägliche Pflegeroutine, das muss nicht viel sein: Waschen, gut abtrocken (!!), damit Fußpilz keine Chance hat, und schön eincremen. Dabei guckt ihr euch dann eure Füße genau an: Gibt es Veränderungen an den Nägeln, Schmerzen irgendwo? Dann direkt checken lassen.

Und alle drei sind große Fans vom Barfußlaufen. Schuhe haben nämlich folgende Nachteile: Erstens verleiten sie uns dazu, hart mit der Ferse aufzutreten. Das erschüttert die ganze Wirbelsäule bis hin zum Kopf, sagt Dr. Manke. Zweitens quetschen Schuhe unsere Füße meistens ein. Die natürliche Form des Fußes ist V-förmig – das heißt, vorne an den Zehen müsste der Fuß eigentlich am breitesten sein. Das ist aber bei den wenigsten von uns der Fall. Und das liegt an (falschen) Schuhen. Die Konsequenzen können unter anderem eingewachsene Zehen oder ein Hallux Valgus sein – ein nach innen gebogener Dicker Zeh. Außerdem ist der Fuß im Schuh passiv – die Muskulatur wird nicht genutzt, der Fuß wird „platt“.

Das sagt der Bochumer Barfuß-Coach

Barfußlaufen ist also gesund. Trotzdem zögern viele, einfach barfuß zu laufen. Das liegt einmal daran, dass das ein ziemlich schlechtes Image hat. Viele denken, Menschen, die barfuß laufen, sind Hippies, Veganer oder einfach nur zu Arm, um sich Schuhe leisten zu können. Häufig kommen komische Blicke oder Kommentare. Dann gibt es aber auch viele Vorurteile.

„Ist Barfußlaufen nicht irgendwie unhygienisch?“

Viele denken da direkt an Fußpilz, allerdings ist das ein Trugschluss. Das Hauptrisiko für Fußpilz ist Feuchtigkeit: Darum ist das eher ein Risiko für Menschen, die in ihren Schuhen schwitzen.

Füße sind auch nicht schmutziger als Schuhsohlen – wahrscheinlich sogar sauberer, weil die meisten Menschen ihre Schuhsohlen wahrscheinlich seltener waschen als ihre Füße.

„Wird man nicht krank, weil man ständig kalte Füße hat?“

Alexander Tok ist davon überzeugt, dass der Körper durch Barfußlaufen lernt, seine Temperatur besser zu regulieren. Seit er barfuß läuft, friert er seltener und er ist auch seltener krank, weil sein Immunsystem immer wieder stimuliert wird.

„Braucht der Fuß nicht ein bisschen Dämpfung, gerade auf Asphalt?“

Nein, sagt Alexander Tok. Bevor es Schuhe gab, ist der Mensch auch barfuß gelaufen – und eine trockene Steppe ist ähnlich hart wie Asphalt. Auch Dr. Manke sagt, dass der Fuß eigentlich ein integriertes Dämpfungssystem hat – nämlich das Längs- und Quergewölbe. Das muss nur richtig genutzt, beziehungsweise reaktiviert werden. Das Barfußlaufen ist das „natürliche Laufen“, das wir teilweise nur wieder erlernen müssen. Dabei helfen Experten, wie Dr. Manke mit seiner „Erweiterten Fußsprechstunde“ oder Barfuß-Coach Alexander Tok.

Brauchen wir also gar keine Schuhe?

Doch sagt Alexander Tok. Allerdings sind Schuhe für ihn nur noch Werkzeuge. Das heißt: Schuhe sollen vor Verletzungen schützen, vor zu kaltem oder zu heißem Boden. Und in manchen Berufen, muss man natürlich auch das passende Schuhwerk tragen (zum Beispiel Sicherheitsschuhe). 

Der beste Kompromiss, wenn ich nicht barfuß laufen will oder kann, sind sogenannte „Barfußschuhe“ bzw. „Minimalschuhe“. Das sind Schuhe, die folgende Kriterien erfüllen:

  • eine dünne Sohle, die ihr in alle Richtung verbiegen könnt
  • eine breite Zehenbox
  • komplett flach, ohne Absatz

Barfußschuhe gibt es neben einem Geschäft in der Bochumer Innenstadt leider fast ausschließlich im Internet. Da gibt es mehrere Portale, die auch unterschiedliche Marken anbieten. Wichtig ist dabei, die richtige Größe zu wählen! Das heißt: Länge und Breite vermessen. In Portalen mit Größenfinder-Funktion, könnt ihr die Maße eingeben und bekommt dann Schuhe vorgeschlagen. Meist werden dann 12 mm auf die Fußlänge addiert – das gilt als Spielraum, den wir zum Abrollen brauchen. Das gilt übrigens auch für konventionelle Schuhe. Viele denken, dass es reicht, wenn der Fuß vorne nicht anstößt. Die Konsequenz ist, dass viele Menschen zu kleine Schuhe tragen. Alexander Tok zitiert Studien, nach denen über 60 Prozent aller Kinder zu kleine Schuhe tragen. Natürlich wieder mit gravierenden Folgen für die Füße und die Nägel, weil die Füße gequetscht werden.

Dr. Manke möchte aber auch alle Frauen beruhigen: Wenn man gesünder laufen möchte, muss das nicht das Ende der High Heels sein. Wenn man grundsätzlich in gesunden Schuhen oder barfuß unterwegs ist, darf es auch mal der Stiletto sein…

 

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