Bochum: So entstehen Straßennamen!

In Bochum gibt es 1.949 Straßen und jede von ihnen hat einen Namen. Aber wer in Bochum entscheidet über Straßennamen, wie lange dauert so ein Prozess und warum werden manche Straßen eigentlich umbenannt? Das erklären wir hier.

© Stadt Bochum

Bochum: Neuer Straßenname dauert Monate bis Jahre

Wenn in Bochum eine Straße ganz neu gebaut wird und einen Namen braucht, dann kommen Namens-Vorschläge aus verschiedenen Richtungen. Die Bevölkerung kann Vorschläge machen, Vereine bringen sich ein, die Politik hat einen Namens-Favoriten oder das Amt für Geoinformation, Liegenschaft und Kataster, dass sich um die Straßennamen kümmert, will selbst eine historisch wichtige Person verewigen und denkt sich einen Namen aus. In jedem Fall wird in der Politik über die Vorschläge abgestimmt. Bis ein Straßenname steht, dauert es für gewöhnlich zwischen drei und sechs Monate. Bis letztendlich ein Straßenschild den neuen Straßennamen ausweist, können dagegen mehrere Jahre vergehen. Oft wird auf diesen Straßen noch lange gebaut und damit das Straßenschild dabei nicht kaputt geht, wird es erst ganz am Ende aufgebaut. In Bochum sind 2021 sieben neue Straßen benannt worden, fünf davon in dem Neubaugebiet Ostpark zwischen Altenbochum und Laer. In den letzten fünf Jahren waren es insgesamt 22 neue Straßennamen in Bochum.

Straßennamen in Bochum sorgen für Orientierung

Für die Stadt Bochum sollen Straßennamen vor allem Orientierung bieten. Viele Straßen sind deshalb thematisch angeordnet, andere Straßen sind nach wichtigen Eckpunkten in der Umgebung oder auf der Strecke benannt, wie die Universitätsstraße oder die Bahnhofstraße. Die sollen den Menschen einen Hinweis darauf geben, wo sie sich befinden oder wo die Straße hinführt.

Darum werden Straßen in Bochum umbenannt!

In manchen Fällen werden bestehende Straßen auch umbenannt. Das passiert aus verschiedenen Gründen. Entweder werden Häuser durch Bauarbeiten von seiner ursprünglichen Straße abgeschnitten, das ist so zum Beispiel an der Markstraße durch den Bau der A448 passiert. Dann muss die Straße neu benannt werden, damit auch Feuerwehr und Polizei zum Beispiel die Adresse ohne Probleme finden. Oder ein Straßenname ist vorbelastet, weil er zum Beispiel noch aus der Nazi-Zeit stammt. In solchen Fällen der Umbenennung bekommen betroffene Bochumer:innen eine neue Adresse und ziehen offiziell um. Sie müssen sich dann ummelden, werden von der Stadt dabei aber unterstützt.

Wagenfeldstraße gleichnamig umbenannt

In einem Fall aus 2021 konnte der hohe bürokratische Aufwand bei einer Straßenumbenennung verhindert werden. Da ging es um die Wagenfeldstraße in der Innenstadt, deren Namensgeber der Forschung nach rechtsradikal war. Aber es gab einen einfachen Ausweg.

"Da gibt es eine andere Person, die auch Wagenfeld heißt. Das heißt, wir haben die Straße ganz offiziell in die selbe Straße umbenannt, nämlich in die "Wagenfeldstraße". Nur der Namensbegründer, ist jetzt ein anderer, der aus der Bauhaus-Schule kommt, der ein ganz anderes Thema hat, nämlich Design." - Helge Gierth, Abteilungsleiter Amt für Geoinformation, Liegenschaft und Kataster

In dem Fall hatte nur die Stadt den üblichen bürokratischen Aufwand, die muss bei jeder Umbenennung auch öffentliche Pläne und Register ändern. Umbenennungen passieren wegen des Aufwandes nicht oft, sie müssen gut überlegt sein. Im Jahr gibt es deshalb nur ein oder zwei Umbenennungen.

Ältester bestehender Straßenname in Bochum

Der älteste noch bestehende Straßenname ist "Brückstraße". Der stammt aus dem Jahr 1439.

"Man überliefert, dass die Brückstraße selber, entweder eine Straße mit einer Brücke bezeichnet hat. Oder ob das die sogenannte Bruchstraße war, weil da, wo sie herläuft, da haben wir das Problem, dass sich das Wasser da sammelt, ein sogenannter Bruch. Deshalb hätte sie auch Bruchstraße heißen können. Aber das ist die älteste Straße, die wir durchgängig so bezeichnet haben."

Viele Straßen heißen heute nicht mehr so, wie sie ursprünglich mal getauft wurden. Vor allem die Nationalsozialisten haben vielen Bochumer Straßen Namen gegeben, die dann schnell wieder geändert wurden. Der August-Bebel-Platz hieß zur Zeit der Nationalsozialisten Adolf-Hitler-Platz. Das wurde unter anderem direkt nach dem zweiten Weltkrieg geändert.

Wesentlich mehr Männer-Namen

In Bochum sind wesentlich mehr Straßen nach Männern als nach Frauen benannt. Aus der Geschichte gehen aktuell noch mehr wichtige Männernamen hervor. Deshalb gibt es in Bochum aktuell noch ein Ungleichgewicht von 47 nach Frauen benannten Straßen gegenüber fast zehn Mal so vielen männlichen Straßennamen. Die Stadt will das aber ausgleichen und immer mehr Frauennamen zur Benennung von Straßen nutzen. Das zuständige Amt hat schon eine lange Liste an Frauennamen, die für Straßen geeignet sind. Für die Namensgebung muss die betreffende Person grundsätzlich verstorben sein, damit ihre Geschichte vollständig überprüft werden kann. Menschen mit einer Verbindung zur Nazi-Zeit oder zum Beispiel mit rechtem Denken werden ausgeschlossen.

Straßennamen: Pläne für 2022

Einige Benennungen von Straßen stehen für 2022 und darüber hinaus an. Die Stadt Bochum hat einige Straßen auf der Liste, die noch nicht ordentlich benannt worden sind. Die Adresse vom Riff und der Rotunde in der Innenstadt ist aktuell noch "Konrad-Adenauer-Platz". Weil der aber eigentlich nur auf dem Bermuda3Eck zu finden ist, braucht die Straße noch offiziell einen Namen. Auch die Ruhr-Universität hat aktuell nur interne Bezeichnungen für ihre Straßen. Das führt oft zu Verwirrung. Deshalb soll es auf dem Uni-Gelände bald offizielle Straßennamen geben.

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