Ein Jahr Ukraine-Krieg: Bochum hilft

Viele Menschen in Bochum helfen seit Kriegsbeginn Geflüchteten aus der Ukraine. Menschen, die aus der Ukraine zu uns nach Bochum gekommen sind, fühlen sich wohl in Bochum. Hier lest ihr die Bilanz aus Bochum.

© Stadt Bochum

Seit einem Jahr gibt es Krieg in der Ukraine. Über 3700 Ukrainerinnen und Ukrainer sind seit dem zu uns nach Bochum gekommen, die meisten von ihnen, insgesamt 3180, leben immer noch hier. Dazu gehören auch Tatjana und Irina. Sie sind im April nach Bochum gekommen.

"Wir freuen uns sehr, dass wir hier solche ganz herzliche und warme Aufnahme gefunden haben. Also die deutschen Menschen, insbesondere die Einwohner von der Stadt Bochum helfen uns sehr viel. Und das freut (uns). Das wärmt unsere Herzen."

Tatjana und Irina engagieren sich deswegen bei der Gesellschaft Bochum-Donezk. Der Verein leistet seit Kriegsbeginn humanitäre Hilfe in der Ukraine. Monika Grawe, die zweite Vorsitzende des Vereins schätzt die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Freiwilligen sehr. 

"Zwischen 15 und 20 Menschen pro Tag helfen immer mit und, als die gekommen sind im März, haben wir die von unserer Sammelstelle auch mit betreut, wir haben Möbel besorgt, wir haben Wohnungen besorgt und die sind so dankbar, dass wir denen helfen, und die sind froh, dass sie uns helfen können. Man hilft sich gegenseitig und das finde ich so schön. Das ist so eine feste Gemeinschaft, eine schöne Gemeinschaft."

Die Gesellschaft Bochum-Donezk sammelt weiter finanzielle und Sachspenden. Auch bei der Aktion Lichtblicke könnt ihr spenden.

Verein Bochum-Donezk hilft jeden Tag

Die Gesellschaft Bochum-Donezk schaut auf viele erfolgreiche Hilfsaktionen zurück: Insgesamt 40 geladene LKWs, zahllose Arbeits- und Wohnungsvermittlungen, 1500 Weihnachtspakete für die betroffenen Krisenregionen und sogar ein kleines Mini-Krankenhaus im ukrainischen Tscherkassy hat der Verein gestemmt. Bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr unterstützte der Verein unzählige Kooperationen mit der ostukrainischen Partnerstadt Bochums. Doch ab dem 24. Februar 2022 erweiterte sich das Aufgabenfeld noch einmal deutlich, so Grawe. Immer mit vorne dabei: Tatjana und Irina.

"Ich träume sehr (davon) in die Ukraine zurück zu fahren. Aber jetzt, wenn man real auf die Sache sieht, dann verstehen wir alle, dass es nicht so ganz schnell sein (wird)."

Die Gesellschaft Bochum-Donezk hilft

Menschen aus der Ukraine bleiben oft in Bochum

Es kommen weiter Menschen aus der Ukraine nach Bochum. Es werden aber immer weniger, sagt die Stadt. In den letzten zwei Wochen waren es nur noch elf. Die Menschen aus der Ukraine sind gut in Bochum integriert, sagt die Caritas Ruhr-Mitte. Das habe auch deswegen so gut geklappt, weil die Politik vieles einfacher gemacht habe. Für einige Menschen ist die Sprache ein Problem, sagt die Bahnhofsmission Bochum. Mit einer Übersetzer-App könne das aber oft behoben werden. Der Bahnhof in Bochum ist seit Beginn des Krieges ein wichtiger Knotenpunkt für Ukrainerinnen und Ukrainer. Im April und im Mai 2022 sind die meisten Menschen aus der Ukraine über den Bochumer Bahnhof nach Deutschland gekommen. In beiden Monaten waren es etwa 4000. Die Bochumer Bahnhofsmission hat sie zur Landeserstaufnahmestelle gebracht. In den ersten Monaten haben die Ehrenamtler:innen länger als sonst gearbeitet, um den Menschen möglichst gut zu helfen, wenn sie in Bochum ankommen.

Briefe von Schülerinnen und Schülern in Bochum aus der Ukraine

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Vor allem Kinder und Jugendliche leiden sehr unter den unbeschreiblichen Folgen dieses Kriegs, der sich in heute zum ersten Mal jährt. Die Bochumer Lehrerin Ilona Stursberg von der Schiller-Schule ist insbesondere zuständig für die internationalen Klassen. Viele ukrainische Kinder sind schon seit fast einem Jahr auf dem Gymnasium. Aus diesem Grund wurde viel mit ihnen über den Krieg und seine Folgen gesprochen. Morgenmacherin Kira Kosthorst hat am Morgen mit ihr telefoniert:

© Radio Bochum

Eines der Resultate aus der Arbeit von sind Briefe, die die ukrainischen Kinder geschrieben haben. Darin berichten sie von ihren Erfahrungen und ihren Gefühlen. Die haben Illona Stursberg bewegt:

"Wir haben diese Briefe zusammen noch einmal gelesen und dann verschwimmen ganz schnell die Grenzen, dass man dann eben auch miteinander weint und dort sitzt. Und die Kinder sind ganz froh und dankbar zu sehen, dass uns das auch bewegt, also, dass sie etwas bewirken mit ihren Briefen und dass sie ernst genommen werden. Das gibt den Kindern natürlich eine große Wertschätzung zurück und auch Mut und man hat das Gefühl, sie fühlen sich wirklich ein Stück mehr wahrgenommen."

Die Zeilen, die die Kinder schreiben bwegen Illona Stursberg sehr. Auch, weil sie sich der Lehrerin hin und wieder anvertrauen:

Eine Schülerin hat gestern ganz großes Bedürfnis gehabt, uns die Bilder ihres Vaters zu zeigen, der im Moment an der Front ist. Wenn man dann selber Mutter ist und dann ein Bild sieht von einem Vater, der zu Weihnachten vor einem kleinen Plastikweihnachtsbaum in Soldatenausrüstung sitzt und das das größte Weihnachtsgeschenk für das Kind ist, dann ist das plötzlich sehr unmittelbar, was da alles fürchterliches los ist. 

Diese Briefe wurden heute nach einer Friedenspause in der Schiller-Schule vorgelesen - als Zeichen für den Frieden. Auf der Homepage der Schiller-Schule findet ihr auch Bilder der Mädchen, die die Briefe geschrieben haben. Die beiden Briefe von Karyna und Margarita könnt ihr im Folgenden lesen:

Von den Briefen der Kinder hat Ilona Stursberg auch bei den Radio Bochum Morgenmachern erzählt. Nachhören könnt ihr das hier:

© Radio Bochum

Bochumer Veranstaltungen zum Jahrestag des Krieges

  • Die Macher der Ausstellung "Blau über Gelb 2.0" organisieren ab 15 Uhr im Schaubüdchen eine Chatverlauf-Lesung. Vorgetragen werden Texte aus einem Chat mit einem Familienvater, der an der Front seinen Dienst tat, während seine Frau und Tochter nach Rheinland-Pfalz flüchteten.
  • In der Bochumer Christuskirche findet um 15 Uhr ein ökumenisches Friedensgebet statt. Das Gebet wird durch ukrainische Sängerinnen und einen Pfarrer aus der Ukraine begleitet.
  • Auf dem Platz des Europäischen Versprechens findet ab 16 Uhr ein Solidaritätsfest statt. SPD, CDU, Grüne und FDP laden gemeinsam ein.
  • Die Schiller Schule organisiert eine "Friedenspause" in ihrer Aula. In der 1. großen Pause lesen ukrainische Schüler und Schülerinnen Briefe mit ihren Erfahrungen und Gedanken vor.
  • Das Bochumer Friedensplenum ruft zu einer Demonstration gegen "eine Erhöhung der Rüstungsausgaben, militärische Sondervermögen, Drohungen und weitere Eskalation" auf. Die Demonstration beginnt um 17 Uhr am Konrad Adenauer Platz.

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